Der Tod eines Helden

schneeengel

da stirbt ein politiker, der sogar mal dafür “gesorgt” hatte, dass die eu österreich sanktioniert hatte, der nie wirklich positiv in den medien auftauchte, der unter anderem mit einem loblied auf die arbeitsmarktpolitik im dritten reich für einen eklat sorgte. jetzt ist auf einmal die rede davon, dass die politik nie mehr so sein wird, wie sie vor dem tod des herrn h. war. es ist die rede vom james dean der österreichischen politik, vom don quichotte, vom weltuntergang usw.

am morgigen samstag wird es ein begräbnis geben, das schon im vornherein seines gleichen sucht. der orf wird live übertragen, tarek leitner von der zib kommentieren.

fast eine woche nach seiner trunkenheitsfahrt beginnen aber auch die ersten endlich mit den verschwörungstheorien – denn ein held kann nicht einfach bei einem autounfall sterben, bei dem er völlig voll ziemlich angetrunken im suff 1,8 promille im blut hatte und mit 140 – statt der erlaubten 70 – unterwegs war. das wäre ja völlig normal. so könnte schließlich auch jeder unverantwortliche 20jährige, der grad aus der disko kommt, sterben.

es beginnt in österreich die verklärung des “landesvaters” – auf einmal sind sie alle tief betroffen, schockiert, traurig, was auch immer. trauergottesdienste in wien, graz, feldbach – und natürlich auch in klagenfurt. zeitungen widmen ihm mehrere seiten – und das jetzt schon seit einer woche. in einem kleinen örtchen in der südsteiermark, in dem ich letzten sonntag zufällig war, hatten sie die fahnen auf halbmast gehisst. der vom orf gedrehte nachruf ist pünktlich zum begräbnis auf einer “haider-dvd” im zeitungsladen zu haben – eine musik-cd ist übrigens angeblich auch in planung. es wird überlegt, einen park nach ihm zu benennen, posthum soll ihm die ehrenbürgerschaft verliehen werden (oder doch nicht?) – mal sehen, was noch so alles kommt. man könnte vielleicht überlegen, ob man einen haider-vodka brennt – oder eine phaeton-sonderedition “jetzt mit noch mehr airbags”. das klagenfurter stadion umzubenennen, wäre ja wohl das mindeste, immerhin kann er jetzt ja nichts mehr sagen, dass jemanden veranlassen könnte, das stadion wieder von dem “prominenten” namen zu befreien. bei studivz konnte man bei vielen österreichern beileidsbekundungen finden. eigene gruppen hat er bekommen, mit so namen wie “dr. jörg haider gedenkgruppe”, “in den herzen der kärntner lebt er weiter”, “unser bester” oder auch “nur die besten sterben jung”. manche änderten sogar ihr profilbild – plötzlich grinste mich der tote herr h. vom bild her an.

natürlich ist es nur höflich, jetzt der familie sein beileid auszudrücken. ob die familie so oft bei studivz guckt ist ne andere frage. aber diese verherrlichung verklärung finde ich mehr als erschreckend. aber nun gut – vielleicht ist es halt die mentalität dieses kleinen landes namens österreich. beim einen wird lieber so getan, als wäre er ein deutscher gewesen – und der andere ist halt jetzt auf einmal der größte politiker der letzten 20 jahre…

schneeengel

4 Comments

  • […] Nachtrag, 17. Oktober 21:56: Zahlreiche meiner zugewanderten Freunde aus Deutschland verstehen nicht, wie man einen Landespolitiker so betrauern kann. Als Beispiel für viele Diskussionen die ich in letzter Zeit geführt habe möchte ich Schneeengels Beitrag anführen. da stirbt ein politiker, der sogar mal dafür “gesorgt” hatte, dass die eu österreich sanktioniert hatte, der nie wirklich positiv in den medien auftauchte, der unter anderem mit einem loblied auf die arbeitsmarktpolitik im dritten reich für einen eklat sorgte. jetzt ist auf einmal die rede davon, dass die politik nie mehr so sein wird, wie sie vor dem tod des herrn h. war. es ist die rede vom james dean der österreichischen politik, vom don quichotte, vom weltuntergang usw. « Cordoba – Feeling im ORF […]

  • angel

    Du hast vollkommen recht: die medial aufgepeitschte Weltuntergangsstimmung in Kärnten ist eigentlich mehr als entbehrlich, dennoch braucht es Ventile, um den Schock und die Trauer artikulieren zu können. Besser gleich jetzt und dann damit abschließen.
    Auch für mich ist diese Verherrlichung unverständlich, aber ich muss zugeben, er hat die letzten 20 Jahre unses politisches Geschehen in Österreich entscheidend geprägt – das ist nicht wertend gemeint, sondern nüchtern feststellend. Er hat einfach niemanden kalt gelassen, egal ob man für oder entschieden gegen ihn und seine Ansichten war.
    Die geistige Inkontinenz zum Dritten Reich fand ich persönlich immer mehr als ekelerregend – doch ist auch unsere Gesellschaft schuld, in der man das offenbar immer noch ungestraft alles sagen kann und dabei noch frech lächeln.
    Eine gute Zusammenfassung fand ich heute dazu auf
    http://news.de.msn.com/panorama/Article.aspx?cp-documentid=10235759
    (schau ich normalerweise nie, kam mir aber zufällig unter).
    Doch schlussendlich soll auch für H. ein “Ruhe in Frieden” gelten und ab Montag schauen wir mal, was wir in Österreich politisch ohne diese Stimme von Rechts zambringen.

  • Atrus

    Und es scheint, als ob die Medien mitspielen würden…. http://img362.imageshack.us/img362/586/zeitungen001fq9.jpg

  • ja – leider machen die medien dabei so mit… auf der einen seite beschweren sie sich um “den mythos haider” – auf der anderen seite verstärken sie ihn nur noch mehr durch ihre berichterstattung…

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *