Willkommen zu Hause

schneeengel

Haus.jpgEr war wieder in seinem geliebten, kleinen Dorf angekommen. Er kannte hier alles. Er kannte die Serpentinen, die ins Tal führten – selbst mit verbundenen Augen würde er hier hoch finden. Er kannte den Geruch, der von den Feldern und Wiesen durch die geöffnete Autofensterscheibe seine Nase umspielte. Und er kannte den Kirchturm, der ihm schon seit über zwei Jahrzehnten sagte, “Willkommen zu Hause!”

Er öffnete die Haustür, sie knarrte wie eh und je und schon umhüllte ihn dieser wohlige Geruch. Es war ein einzigartiger, den es nur hier gab und der sich nie verändert hatte. Früher, als sein Großvater noch lebte, schwebte immer noch der Duft seiner Zigarren durch das Haus – irgendwie konnte er das heute sogar noch riechen. Durch die Schwingtür ging er in den Flur – das 40 Jahre alte Parkett knarrte unter ihm. Es war alles so, wie früher. Im Wohnzimmer stand der alte Kamin, der Bauernschrank, der Ohrensessel am Ende des großen Holztisches. Dort saß sein Opa früher. Auf seinem Schoß sein kleines Bübchen, wie er ihn immer genannt hatte. Fernsehen, Lego, mit Autos spielen. Auch die richtige Aussprache des Worts “Garage” lernte er hier. Er dachte gern zurück an die Zeit mit seinen Großeltern. Hatten sie es ihm doch ermöglicht, dieses wunderschöne Tal im Salzburger Land seine Heimat nennen zu können. Viel Zeit hat er hier mit ihnen verbracht. Auch war er hier, als sein Opa eines Morgens nicht mehr aufwachte. In seinem geliebten “Haus Glück Auf”. Anfang des Jahres verstarb auch seine Oma. Und wo war er da? Zwar nicht bei ihr, sie lebte inzwischen in einem Seniorenheim in Göttingen, aber doch wieder ganz nah. Er ging in ihr altes Zimmer, oben im ersten Stock. Es war direkt gegenüber von seinem. Er setzte sich aufs Bett und dachte an seine Kindheit, an seine Großeltern und was für wunderschöne Jahre er doch mit ihnen hatte. Sie haben ihm mit diesem Haus das wohl größte in seinem Leben gegeben – seine Heimat.

Aber irgendwie war dieses Mal alles anders. Er wohnte nun nicht mehr in Berlin – nicht mehr 800 Kilometer entfernt. Fürs Studium hatte er sich entschieden nach Graz zu gehen. Vielleicht auch, weil er damit ein Stück näher an seiner Heimat war. Jetzt war es ihm sogar ohne Probleme möglich, einfach mal am Wochenende hier her zu fahren. Er fühlte sich jetzt richtig zu Hause – es war nicht mehr Urlaub, wie die letzten Jahre. Es war ein ganz neues Gefühl für ihn, und er mochte das Gefühl! Vielleicht würde es ja irgendwann die Möglichkeit geben, dass er sich seinen größten Traum erfüllen könnte – das Haus sein Haus nennen zu können!

1 Comment

  • I’d prefer reading in my native language, because my knowledge of your languange is no so well. But it was interesting!

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