Was dir twitter bringt, entscheidest du selbst!

schneeengel

ich werde oft gefragt: du nutzt doch dieses twitter sehr aktiv. warum machst du das und was bringt es dir?

auf der einen seite ist twitter für mich ein hervorragendes vernetzungstool. es baut barrieren ab – die kommunikation untereinander ist super einfach und ohne berührungsängste. ich habe über twitter schon sehr viele “nützliche” kontakte kennen gelernt – sei es für meine arbeit oder auch privat. wenn man den “richtigen” (muss jeder für sich selbst definieren) folgt, bekommt man täglich nützliche tipps für seine arbeit oder auch interessen. twitter ist kein mainstream-tool, aber bei twitter findet man viele meinungsmacher und multiplikatoren. eine aktuelle umfrage unter knapp 600 österreichischen journalisten besagt zum beispiel, dass rund 30 prozent davon bereits twitter benutzen. jetzt könnte man, vergleicht man die zahlen mit facebook (fast 80 prozent der befragten nutzen das netzwerk), sagen: “weit abgeschlagen” (wie es z.b. auch thomas hofbauer in der aktuellen ausgabe von “der österreichische journalist” formuliert). wäre aber falsch! wer solche zahlen so vergleicht, zeigt eigentlich sein unverständnis. über twitter erreiche ich diese journalisten nämlich deutlich eher und schneller, als über facebook. bei twitter kann ich die nachrichten immer lesen (wenn die updates nicht geschützt sind, was eigentlich selbstverständlich sein sollte – aber das ist wieder ein anderes thema), bei facebook muss ich ein freund von demjenigen sein. und jetzt mal ehrlich: welcher große journalist würde zum beispiel einen kleinen studenten als freund hinzufügen – wenn er ihn nicht grad selbst unterrichtet oder ihn wirklich persönlich kennt. bei twitter kein problem: ein klick auf follow und schon ists passiert. schreibt derjenige nun was interessantes und ich antworte darauf, wird er ganz schnell auf mich aufmerksam und schon kommt man ins gespräch. wie gesagt, kontaktaufnahme: pipi-einfach!

der microbloggingdienst ist für mich aber auch ein toller nachrichtenkanal. gerade wenn ich unterwegs bin, kann ich mir eigentlich sicher sein, dass ich nichts wichtiges verpasse, wenn ich ab und zu mal in meinen twitterstream schaue. twitter ist dabei meist (um nicht zu sagen: immer) schneller, als die mobilen dienste der bekannten “alten medien”. und durch die beschränkung auf 140 zeichen kann ich mir sicher sein, dass unwichtige phrasen ausgespart werden und der text nicht unnötig aufgeblasen wird.

manche leute, mit denen ich über twitter spreche/diskutiere, fragen mich, ob ich bei über 500 leuten (denen ich folge) überhaupt nocht den überblick behalten kann. ja, kann ich. ist eigentlich – wenn man ein gescheites monitoring betreibt – überhaupt kein problem. ich muss den twitterstream nicht ständig auf haben und schauen, was es neues gibt. das würde auch zu viel zeit rauben und den leuten wieder argumentationsstoff liefern, die sagen: ich hab keine zeit für twitter. tweetdeck (als desktop-client und iphone-app) oder zum beispiel brizzly (als online-client) vereinfachen mir das monitoring. ich habe ein paar suchen eingerichtet und wenn es was neues aus dem bereich gibt, werde ich informiert. super einfach und zeit sparend. dass ich den twitterstream wirklich einmal etwas mehr durchschaue, passiert vllt einmal am tag – nämlich wenn ich morgens in der straßenbahn sitze. in der zeit würde ich sonst die zeitung überfliegen. 10 minuten investiert und ich bin eigentlich ziemlich gut informiert. danach schaue ich eigentlich nur noch rein, wenn ich ein reply, eine direct message bekomme – oder eben eine meiner suchen “anspringt”.

es gibt auch keinen informations-overflow bei twitter, wie oft behauptet wird. es gibt nur einen konsum-overflow. der tritt ein, wenn ich den “falschen” leuten folge. wer meint, er würde von twitter informationstechnisch überfordert, der sollte mal über sein follower-management nachdenken. es wird keiner gezwungen irgendwem zu folgen. natürlich habe ich auch ein paar dabei, denen ich aus reiner sympathie folge, mache das aber zunehmend immer weniger. die meisten, denen ich aus sympathie folge, kenne ich inzwischen auch schon aus der “offline”-welt und habe sie als facebook-kontakt (bekomme dort also eh mit, wenn sie was interessante von sich zu geben haben).

ich habe letztens gehört, dass sich ein paar gedanken gemacht haben, mich zu entfolgen, weil ich von meiner zugfahrt zum tourismuscamp sehr ausführlich berichtet habe. ich kann nur sagen: macht es! wenn ihr meint, dass ihr von mir nur sinnlose nachrichten bekommt, dann seid ihr nicht gezwungen, mir zu folgen. oder wenn ihr meint, dass nur dieser tag oder diese veranstaltung für euch sinnlos ist/war, dann nutzt dienste wie brizzly, die es euch ermöglichen, bestimmte hashtags auszublenden. und was die hashtagverwendung bei veranstaltungen angeht, bin ich glaub ich sehr konsequent. aber letztendlich ist es eure entscheidung. ihr müsst wissen, ob mein twitter-account euch etwas bringt oder nicht. ich muss mir eigentlich keine gedanken darüber machen, ich biete “meine” informationen an, wen sie interessieren, der “abonniert” sie, wen nicht, der nicht. warum das auch sinnlos wäre, sich darüber gedanken zu machen, sehe ich genau an dem tourismuscamp-beispiel. ungefähr so viele, wie sich “beschwert” haben, haben sich auch positiv darüber geäußert, fanden es amüsant.

ich habe bei twitter am anfang sehr viel wert auf die zahl der follower gelegt. was am anfang sicher auch sinnvoll ist, denn mit 50 followern erreiche ich nicht viel bis gar nichts. wirklich sinn macht es so ab 300 und richtig “spaß” ab 500 (dann kann man nämlich sicher sein, dass man auf eine gestellte frage auch eine antwort bekommt). ab ungefähr 500 habe ich auch aktiv aufgehört, mir follower aufzubauen – die zahl meiner follower hat sich trotzdem inzwischen mehr als verdoppelt. ich gehöre damit nicht zur “elite”, spiele aber doch etwas weiter oben mit und habe auch einen gewissen einfluss. natürlich ist es schön zu sehen, wenn die followerzahlen steigen und steigen – ist ja auch eine gewisse bestätigung. ich möchte mit meinem account unterhalten, scheinbar gelingt es mir auch – aber ich möchte das nicht mit biegen und brechen erreichen. mein twitter-account bin ich – wem das nicht gefällt, der muss mir nicht folgen… twitter ist das, was du draus machst!

und es sollte viel weniger darauf ankommen, wie viele follower jemand hat, sondern viel mehr, was für einen informationswert er hat und auch wie kommunikativ er ist. mit rauris habe ich zum beispiel nie wirklich eine follower-generierung betrieben. denn: eine destination sollte nicht so viel aufmerksamkeit darauf legen, möglichst viele follower zu bekommen. sie sollte ihre energie darauf verwenden, für (potentielle) urlauber erreichbar zu sein, auf fragen, wünsche, kritik schnell reagieren zu können. von einer destination erwarte ich auch nicht alle paar stunden einen tweet. hier reicht es wirklich ab und zu mal über veranstaltungen zu informieren und wetter-tweets abzusenden. gerade wetter-meldungen kommen gut an – am besten mit einem schönen twitpic – nur sollte man es hier auch nicht übertreiben. einmal am tag reicht so was.

eines sollte man immer bedenken: “der gemeine urlauber an sich” ist eigentlich nicht auf twitter vertreten – den erreiche ich schon eher über facebook, die homepage oder das blog. twitter ist zwar inzwischen ein mainstream-thema geworden, aber deswegen noch lange kein mainstream-tool. ich glaube auch nicht dass es das jemals werden wird. fände ich auch gar nicht gut. über twitter erreiche ich eine ganz andere zielgruppe, als ich sie über facebook erreiche. genauso wie ich über facebook eine andere zielgruppe erreiche, wie über die homepage.

das große problem von vielen bei twitter ist, dass sie meinen, mitmachen zu müssen, “weil da ja jetzt alle sind”. es ist aber einfach nicht so – und das ist das problem. wenn man nach ernstzunehmenden twitterern sucht, trifft man auf eine ganz bestimmte gruppe. sie sind oft tief drin in der materie “social media”. sie kennen sich aus und reagieren oft sehr “gereizt” auf “fehler” und sind auch schnell dabei, diese anzuprangern. was ich immer wieder neu-twitterern sage: nicht einfach gleich darauf los twittern. nehmt euch die zeit und schaut es euch erst mal an. beobachtet es. schreibt am anfang lieber erst mal etwas weniger und konsumiert mehr. dann wird es auch leichter fallen, einen eigenen stil – eine eigene linie – zu entwickeln.

zum schluss möchte ich noch auf ein vorurteil eingehen, was mir auch schon aus den ohren hängt: “bei twitter schreibt doch eh nur jeder, dass er grad kaffee kocht oder auf klo ist”. ich persönlich bin auf solche tweets nur seeeehr vereinzelt gestoßen. und selbst wenn: wenn mich die restlichen tweets weiterbringen, ist mir das herzlich egal. sollte nur solche tweets kommen, dann folge ich den personen erst gar nicht – und ruhe ist. was dir twitter bringt, entscheidest du selbst – und wer sich auf kaffee-tweets beruft, der hat sowieso nix verstanden.

3 Comments

  • Hello Jochen!

    Eigentlich kommentiere ich ja keine Blogeinträge wie du weisst, weil sich das alles ja sowieso nicht durchsetzt, nichtmal mein Comment jetzt 😛

    Stimme dir mit diesem Beitrag voll zu.
    Ich werde auch öfter gefragt was ich bei Twitter will, und ich höre auch öfter Kommentare wie du sie in deinem letzten Absatz beschreibst.

    Ich sag immer:
    Die Vorteil von Twitter liegen klar auf der Hand, wenn man aber persönlich keine Vorteile daraus ziehen kann würde ich jedem raten Twitter zu ignorieren. Mir ist es inzwischen zu anstrengend Leuten zu erklären wie es funktioniert, wenn sie von vorne rein nicht offen genug sind um sich ein wenig reinzulesen.

    Ich muss gestehen, Twitter ist nach aussen hin immer noch sehr kompliziert, oder vieleicht auch zu “stupide” um direkt zu verstehen worum es geht.
    Und ich muss auch gestehen dass der Einstieg in Twitter wohl das schwierigste ist. Der Rest kommt von selbst.

    Ich folge enorm vielen Leuten, aber ich habe durch Twitter enorm viele Leute kennengelernt, und ich nutze Twitter für MEINEN Teil primär zur Informationsbeschaffung. Und mit nem guten Management klappt das auch prima.

    Also wer twittern will gerne, ich helfe immer!
    Wer so oder so einen Bock auf neues hat, der soll es gleich lassen. Ãœberreden tue ich sicher niemanden mehr 🙂

    PS: Es gibt (wie so viele behaupten) bei twitter kein FALSCH oder RICHTIG, weil die Anforderungen total unterschiedlich sind. Wer gerne seinen kompletten Tagesablauf bis ins letzte Detail dokumentiert, der soll das tun 😉 Kommt immer drauf an was man damit erreichen möchte.

    Liebe Grüße
    Tobias

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  • Danke für den tollen Artikel. Ich probiere Twitter gerade aus und da kommen mir Deine Gedanken gerade recht – viele Grüße und schöne Pfingsten …

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