Heimat – ein Zustand oder ein Gefühl?

schneeengel

in rauris frag ich mich oft, was “heimat” eigentlich heißt. ist heimat etwas, was man sich “aussucht”? ist heimat etwas, in das man geboren wird? ist heimat das, wo man aufwächst? oder ist es einfach nur ein gefühl? was ist der unterschied zwischen heimat und “zu hause”?

ich hab da vielleicht eine sehr eigene “einstellung” oder “theorie” zu. ich hab mich schon an vielen orten “zu hause” gefühlt. natürlich angefangen in berlin – da bin ich geboren, zur schule gegangen und hab auch gearbeitet. aber ich hab mich genauso in mayen “zu hause” gefühlt, als ich dort gearbeitet hab. und ich fühle mich auch jetzt in graz “zu hause”.

in rauris war das immer anders. in rauris fühle ich mich mehr, als nur “zu hause”. es zieht mich immer wieder hier her – egal wo ich bin. und ich habe auch immer “sehnsucht” – oder sollte ich “heimweh” sagen – nach “meinem” rauris. das ist mit berlin zum beispiel anders. klar, in berlin sind die freunde, die ich schon lange kenne – und ich freue mich natürlich auch jedes mal, wenn ich sie wieder sehen kann. aber so hart es klingt, ich kann länger ohne berlin leben, als ohne rauris.

dieses dorf bzw. dieses tal gibt mir so viel – so viel ruhe, so viel kraft. es trägt so viel erinnerungen in sich, an meine großeltern, an glückliche kindertage, an vergangene weihnachten mit der familie, auch an meinen vater.

nein, ich bin nicht hier, sondern in berlin geboren. nein, ich habe keinen österreichischen pass. nein, ich spreche auch diesen akzent nicht (aber ich versteh ihn – was mich schon von vielen touris hier unterscheidet ;)). das einzige, was ich “zu bieten” habe, ist, dass ich in zell am see getauft wurde. das habe ich übrigens meinem opa zu verdanken.
aber letztendlich: ist das so wichtig? entscheiden herkunft, pass oder sprache, an welchem ort man sich “beheimatet” fühlt? nein, meiner meinung nach nicht! “heimat” ist ein gefühl – und kein zustand. “heimat” ist etwas, was man tief in seinem herzen trägt und nicht das, was auf seinem pass steht!

ich bin froh, dass meine großeltern mir rauris gegeben haben – ich bin froh hier zu sein und ich werde immer versuchen, ihr erbe zu schützen und zu pflegen.

4 Comments

  • schöner gedanke!
    für mich ist heimat etwas dynamisches – je nach dem wo die menschen grad sind, die man liebt – aber auch etwas unerreichbares.
    bei mir ist das fernweh oft stärker als das heimweh. aber im grunde ist es doch dasselbe.
    ganz nach dem lieben novalis, der fragt
    „Wohin gehen wir?“ und selbst antwortet „Immer nach Hause!“

  • Sehr spannendes Post. Ich glaub, die Definition von Heimat ist für jeden einzelnen so individuell, dass wir hier wahrscheinlich auf keinen Nenner kommen werden.

    Bei meiner Definition, bei meiner Theorie, spielt der Faktor “Familie” eine große Rolle. Meine Heimat ist Großlobming, weil hier meine Familie lebt, die ich liebe und zu der ich jederzeit sehr, sehr gerne “heimkomme”.

    Ein anderer Punkt, warum ich von Großlobming, und nicht von Graz, als Heimat spreche: Großlobming ist klein, überschaubar. Es fällt mir sehr leicht von “meinem Großlobming” zu sprechen, da ich jeden Fleck und nahezu jeden Einwohner von Großlobming persönlich kenne. In Graz oder gar Berlin wäre das undenkbar. Da könnte ich maximal von “meinem Steglitz” sprechen. Und sogar das hat 70mal so viele Einwohner wie Großlobming. Vielleicht ist dieses Gefühl der Ãœberschaubarkeit eine der größten Stärken von deinem Rauris? Abgesehen von der vorherrschenden traumhaften Natur.

    Heimat ist schon was Komplexes. Wir beide haben hier eigentlich doch nur von “Heimstätten” geschrieben und haben uns dabei schon unheimlich schwer getan, sie zu definieren. Was ist aber mit anderen Dingen, die für jemanden Heimat bedeuten könnten? Eine Sprache zum Beispiel oder eine Religion?

  • @dani: für mich ist “fernweh” schon was ganz anderes, als “heimweh”… fernweh hab ich, wenn ich die karibik sehe – wenn ich miami sehe – oder wenn ich an sansibar denke… “heimweh” hab ich jedes mal, wenns mir schlecht geht. dann will ich nicht “weit weg” – dann will ich nach rauris (auch wenn das vllt in dem moment, halt wo ich mich grad aufhalten, schon eine weite reise wäre)…

    @intasiti ich glaube, grad eine sprache kann “heimat” nicht definieren. zwar wird auch in rauris “deutsch” gesprochen, aber doch ein “deutsch”, was ich nicht spreche. wenn ich rede, bin ich ein piefke. aber darf ich deswegen rauris nicht als meine heimat definieren? darf ich mich deswegen in rauris nicht beheimatet fühlen? ich bin auch nicht katholisch… was rauris ist. rauris war früher vorn dabei, wenn es darum ging, protestanten zu verfolgen… lange zeit dürften protestentanen z.b. in rauri nicht beerdigt werden… ich bin in der einzigen protestantischen kirche weit und breit – in zell am see – getauft worden… auch ein grund, warum rauris nicht meine heimat sein dürfte?

  • Ich dachte bis vor ein paar Jahren noch, dass ich genau wüsste wo meine Heimat sei. Ich bin zwar in Salzburg geboren, aber nach nur kurzer Zeit in die Südsteiermark umgezogen und dort bin ich von 3 Jahren an aufgewachsen. Bis zur Uni. Dort kenne ich alles und jeden.
    Irgendwann zog ich dann zur TU nach Graz und nach nur kurzer Zeit – als mein Lebensmittelpunkt in Graz war fühlte ich mich in Leibnitz nicht mehr wie zu Hause, nicht mehr wie in der Heimat.
    Ich fühle mich seltsamerweise in Graz aber auch nicht wie in meiner Heimat. Ich bin hier, ich lebe hier, ich arbeite hier. Hin und wieder macht mich das stutzig, dass mir dieses Gefühl fehlt, aber vielleich tkommt es auch nur von einer fehlenden Vertrautheit und einer persönlichen Bindung mit der Umgebung, die erst nach einiger Zeit kommt.

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