Der Pizzataxi.at Fail – “Wir wollen keine Störefriede”

schneeengel

ich bin ja immer wieder überrascht, wie manche firmen im social web agieren. und auch, wie sie dort mit kritik umgehen.

in letzter zeit sammeln wir bei pinterest gewinnspiele, die gegen die promotion-guidelines von facebook verstoßen. warum mich (und auch andere) so etwas aufregt, habe ich ja schon erläutert. auf dieses board und die hinweise auf einen verstoß, reagieren die betroffenen firmen unterschiedlich. die einen bedanken sich für den hinweis, die anderen ignorieren ihn, ändern aber das gewinnspiel, wiederum andere ignorieren es komplett. aber wie nun pizzataxi.at auf den hinweis reagiert hat, lässt mich ungläubig zurück.

mein kommentar auf der facebookseite von pizzataxi

in letzter zeit habe ich bei den entsprechenden gewinnspielen kommentiert, um die firmen aktiv auf ihren verstoß hinzuweisen: “herzlichen glückwunsch, mit diesem gewinnspiel habt ihr euch einen platz beim facebook-blockwart gesichert” – dazu noch ein link zum pinterest-board. ja, ich weiß, über den namen kann man diskutieren (machen wir auch grad, aber wer mich kennt, weiß, ich bin der letzte, dem man diese unmenschliche ideologie nachsagen kann). aber das ist ein anderes thema – wenn jemand einen passenden namensvorschlag hat, immer her damit.

pizzataxi war nun überhaupt nicht mit meinem kommentar zufrieden. der kommentar wurde sehr schnell gelöscht und ich als nutzer geblockt. okay, dachte ich mir, so kann man natürlich auch mit kritik umgehen. ist ja (leider) nicht grad unüblich, soll ja durchaus öfter passieren (ist mir aber übrigens nun das erste mal passiert).

doch damit noch nicht genug. nur wenig später erreichte mich folgende private facebook-nachricht:

was willst du auf der pizzataxi seite? wir wollen hier keine nazi ausdrücke!!
und solch vernaderer wie dich schon garnicht

für alle nicht-österreicher: “vernaderer” heißt, wenn ich das richtig verstanden hab, so etwas wie “denunzierer”. ich konnte mir natürlich nicht nehmen lassen, darauf wie folgt zu antworten:

lieber xy, und wir mögen keine menschen, die sich wettbewerbsvorteile verschaffen, weil sie einfach auf die promotion-guidlines “scheißen”. und noch weniger möchten wir firmen, die so mit ihren kunden umgehen…

ich dachte, damit wäre das thema nun gegessen. aber mit nichten. es folgte noch so eine nette nachricht:

und wir wollen keine Störefriede auf der pinnwand und keine Drohungen, dich wollen wir gar nicht als Kunden haben!! aber wenn du unbedingt dich sinnlos mit mir anlegen willst, bitte nur zu, aber du musst dann auch mit Wellen rechnen, wenn du so heftig Steine reinschmeißt!!

ok, ich werde wohl damit leben müssen, dass sie mich nicht als kunden haben wollen. von mir aus. kann ich mit leben. gibt in graz eh genug alternativen. interessant fand ich die aussage, dass ich ein störenfried sei und ihnen gedroht haben soll. ist das pinterest-board eine “drohung”?

wenn sie schon auf so eine lappalie (sind wir mal ehrlich: ein verstoß gegen die guidelines ist ja – aus kundensicht – nun wirklich nichts anderes) so reagieren, wie reagieren sie dann eigentlich darauf, wenn es einen fehler bei ihrem produkt gibt?

zum schluss muss ich ihnen noch eins zu gute halten: es ist samstag nachmittag und sie haben prompt reagiert (über die art und weise darf wohl noch einmal nachgedacht werden). und auch ansonsten fand ich die facebookseite gar nicht so schlecht. waren lustige sachen dabei. gut, sie halten halt nichts von den promotions-guidelines, aber da sind sie ja in bester gesellschaft. gerade deswegen hat mich diese reaktion noch mehr überrascht.

nun denn. ich fand wellenreiten schon immer spannend (ein “board” hab ich ja schon mal…;)): “komm lass uns wellenreiten gehen…”

 

update_120812: nicht nur ich bekam nachrichten von besagter person. lukas, der mich überhaupt erst auf das gewinnspiel hingewiesen und von dem ich auch den screenshot hatte, bekam auch private nachrichten. auf dem screenshot, den ich auf pinterest veröffentlicht hatte, war sein vorname und facebook-profilbild zu sehen (hatte ich übersehen, normalerweise schwärze ich das, wenn ich die screenshots von anderen bekomme). daraufhin hat sich die person auf die suche nach lukas gemacht, ihn bei facebook gefunden und ihm ungefragt folgende nachricht geschickt:

hi, eine Frage, was soll dir das bringen? pizzataxi beim beim Blockwart zu vernadern?? gibts Probleme oder warst zu unzufrieden mit pizzataxi??

interessant. seine antwort darauf:

Lieber xy – ganz im Gegenteil, ich mag eure Pizza und auch euer Service ist tiptop – nur euer FB Gewinnspiel ist einfach mehr als Grenzwertig – Stichwort FB AGB – Datenschutz etc. und das find ich einfach nicht lässig – that’s it.

auch hierauf gab es wieder eine antwort:

dann ignoriere einfach fb-pizzataxi – wenns dich so stört – so easy ist das!! oder stell dich einfach in die Herrengasse und fotografiere jeden der bei rot über die Straße geht und zeig ihm an! es gibt viele Möglichkeiten sich Freunde zu machen, schon in der Schule waren die “Petzer” ja schon sehr beliebt, oder? Ich hoffe, du hast meine Message verstanden verstanden! viel Glück weiterhin! und bring das wieder in Ordnung!

ich möchte das jetzt einfach mal unkommentiert lassen.

update_2_120812: das pinterest-board hat nun einen neuen namen und ist ab sofort unter “facebook-fouls” erreichbar.

4 Comments

  • Hallo Jochen,
    ja, das ist eine schöne Welle!
    Du hast es mal wieder auf den Punkt gebracht und im besonderen Falle frage ich mich: Geht man dort mit Kunden auch so um, wenn diese Kritik üben?
    Das steht zumindest zu befürchten.
    Gespannt bin ich ja, wann jemand einmal unter den betroffenen Mitbewerbern, sei es nun bei “Pizza”, “Bier”, “Hotels” o.a. Branchen, darüber nachdenkt, sich mit den Bestimmungen des “Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)” auseinanderzusetzen.
    Ich will ja hier kein neues Feld für “Abmahnspezialisten” aufmachen, aber wenn sich Unternehmen durch ihren Unternehmens-Auftritt bei Facebook zwangsläufig den fb-promotions-guidelines unterworfen haben, könnte ich mir durchaus Ansatzpunkte vorstellen, um als Mitbewerber gegen solche gemäß den fb-promotions-guidelines unzulässigen Gewinnspiele vorzugehen.
    Bin gespannt, wie es weiter geht, wer noch welche Steine wirft und wie hoch die Welle schlägt.
    Herzliche Grüße
    Michael

  • Hallo Michael & Jochen,
    ich teile Eure Meinung leider nicht in Gänze. Ich glaube ich hätte im ersten Moment sehr ähnlich wie Pizza Taxi gedacht – aber nicht reagiert. Zum einen – habe ich Petzen schon in der Schule gehasst – und Abmahnanwälte in der Gegenwart 😉 zum anderen hätte ich gedacht – hat der nichts anderes zu tun? Langweilt der sich etwa? Ich habe gerade einen sehr interessanten Artikel in der Website Boosting über Facebook gelesen zum Thema “Kleingedrucktes” – man muss schon sagen, ziemlich Kunden und Menschenverachtent das System Facebook. Dagegen ist ein nicht regelconformes Gewinnspiel – wie ich finde total unwichtig. Wenn man sich selber dann noch von oder für Facebook instrumentalisieren läßt und regelmäßig Regelverstöße meldet – dann hat das eher schon ein wenig Geschmäckle. Ich finde man baut sich im SoMe ja auch ein bißchen Image bei den Kollegen und Kunden auf. Bisher war der Jochen immer für mich die coole Type mit Hut, welche eine coole Biermarke vertritt. Ich war regelrecht erschrocken, dass Du jetzt plötzlich als der “Böse” Blockwart herkommst und Leute anscheißt. Ganz ehrlich – ich würde das Pinterest Board löschen – und mich auf Dein Bier konzentrieren. Das schmeckt und hat ein tolles Image. Lieben Gruss aus der Lüneburger Heide. Olaf Stehr

  • hallo olaf, erst einmal muss ich festhalten, dass das hier mein privates (!), in meiner freizeit betriebenes, blog ist. und dann: warum wir dieses board gegründet haben, hat nicht den grund, weil wir uns von oder für facebook instrumentalisieren lassen wollen. es geht darum, dass sich leute mit solchen gewinnspielen vorteile gegenüber anderen verschaffen, die sich an die regeln halten. wir wissen, wie sich letztendlich mit diesen gewinnspielen sowohl die fanzahl, als auch die interaktionsrate steigern lässt. dass ist einfach nicht fair denen gegenüber, die geld und zeit investieren und überlegen, wie sie ein konformes gewinnspiel veranstalten können.
    für mich ist die selbstregulierung ein wichtiger teil des social web. und mit diesem board schwärzen wir ja eben nicht die leute bei facebook an, sondern dokumentieren lediglich. aufgrund dieses boards ist noch keine seite geschlossen worden o.ä. – ich gehe nicht davon aus, dass facebook davon weiß, die haben sicher auch besseres zu tun.
    die reaktionen auf das board zeigen mir aber, dass diese gewinnspiele ein diskussionswürdiges thema sind (und ich bei weitem nicht der einzige bin, den solche sachen ankotzen). wenn wir mit diesem board eine solche diskussion anregen können und so manch einer seine denkweise daraufhin ändert, haben wir schon sehr viel erreicht. wir wollen nicht, dass die entsprechenden seiten gelöscht werden. wir wollen einfach, dass die entsprechenden seitenbetreiber einsehen, dass sie vielleicht einen fehler gemacht haben und beim nächsten gewinnspiel überlegen, wie dieser fehler vermieden werden kann.

    und natürlich entsteht der eindruck, dass wir – weil wir es ja mit dem board veröffentlichen – “petzen” würden. aber wenn alles unter den teppich gekehrt wird, entsteht auch kein öffentlicher druck – und dadurch auch kein umdenken. ich habe es schon oft probiert.

    und zum schluss: nein, ich habe petzen in der schule auch nicht unbedingt gemocht. noch unsympathischer waren wir aber übrigens die egoisten-schweine, die nur an sich selbst gedacht, auf die befindlichkeiten anderer geschissen haben und über leichen gegangen sind, um ihr ziel zu erreichen…

  • Martin Schumann

    Also Jochen, ich finde dein/euer Engagement total lobenswert und wichtig. Wir bewegen uns nunmal im Social Web, privat wie beruflich, und haben daher natürlich ein gesteigertes Interesse daran, dass dieses Ökosystem “funktioniert”. Da das Web, anders als auch heute noch einige denken, kein anarchischer Raum ist, sondern ebenfalls gewissen Regeln unterworfen ist, können Teilbereiche, wie eben auch das Social Web, nur “funktionieren”, wenn sich die Masse an diese Regeln hält.
    Wie du schon richtig auf den Punkt bringst: durch Ignorieren dieser Regeln, wie die Promotion Guidelines auf Facebook, verschafft man sich (zumindest kurzfristig) einen Vorteil ggü. jenen, die sich an die Regeln halten. Das ist nicht zu akzeptieren. Punkt.
    Das “Petze”-Argument finde ich übrigens sowas von daneben, ebenfalls “hast nix besseres zu tun?” -> damit kann ich von anderen, wettbewerbsverzerrenden Aktionen bis zu Korruption so ziemlich alles zu rechtfertigen versuchen. Wenn wir soweit sind, dass eine solche Argumentation in in der Masse gesellschaftsfähig ist, dann gute Nacht. Und in der Schule waren die “Petzen” eine wichtige, regulierende Einheit… auch wenn wir sie Nachmittags auf dem Schulhof “getätschelt” haben…

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