Wandern mit dem Herminator – aus Blogger-Sicht. Oder: Das ging nach hinten los!

schneeengel

ich war am wochenende wandern mit hermann maier. eingeladen vom tourismusverband flachau. vorausgegangen war eine aktion, bei dem über das salzburger land ein blogger für den “hermann maier wandertag” gesucht wurde. meine “bewerbung” wurde genommen und so wurde ich plus begleitperson eingeladen, das wochenende in flachau zu verbringen und beim wandertag dabei zu sein.

meine erwartung zu dem event also: ich soll als blogger dabei sein, um vom event zu berichten. warum sollte man sonst einen blogger suchen? meine erwartungen sollten leider enttäuscht werden.

schon der anfang war etwas holprig
als ich beim tourismusbüro ankam, mich an der information mit meinem namen vorstellte und hinzufügte, dass ich der (ominöse) blogger sei, der vom event berichten sollte, erntete ich nur einen ungläubigen blick. darauf folgte ein knappes “ja ja, gehen sie trotzdem da rein!”, mit einem wink richtung saal, in dem die offizielle begrüßung stattfand und man für seine tickets die liftkarten bekam. auch bei den damen, bei denen es die liftkarten gab, stellte ich mich noch einmal so vor, wie davor. auch hier ein eher ungläubiger blick und ein achselzucken. ich bekam meine liftkarten und das obligatorische goodie-bag mit autogrammkarte, trinkflasche, trinkjoghurt & mehr. als ich dann hinzufügte, ob ich vielleicht noch extra informationen bekäme, ich sollte schließlich auf der hütte am tisch vom hermann maier sitzen – so wurde es mir zumindest im vorfeld versprochen – hieß es nur, dass die tischeinteilung dann oben kommuniziert werden würde. neben mir meldete sich gerade zufällig eine dame von der presse an. der wurde gleich erzählt, wo denn der treffpunkt für das presseshuttle sei etc.

blogger sind halt keine journalisten
okay, dachte ich mir, blogger sind halt keine journalisten. so eine einstellung ist ja nichts neues. und vielleicht würde ja oben jemand auf mich warten, der/die mir ein bisschen mehr erzählen könnte, ein paar hintergrundinfos. pressebetreuung halt. so, wie ich sie von bloggerreisen und events, auf die blogger eingeladen wurden, bisher gewohnt war.

ein teilnehmer wie jeder andere auch
aber auch oben wartete niemand. ich war ein normaler teilnehmer. gut. konnte ich locker mit leben. so hatte ich das event wirklich aus teilnehmersicht. aber ich dachte, vielleicht hätte der tourismusverband ja bestimmte motive für mich. etwas, was sich lohnt zu fotografieren, worauf man halt wert legen würde. vielleicht hermann maier vor einer flachau-fahne. hermann maier vor dem bergpanorama. was auch immer.

aber darauf legte scheinbar niemand wert. zumindest nicht, was mich anging. um die altehrwürdige presse wurde sich rührend gekümmert. hermann maier hier, hermann maier dort, da ein kurzes interview, hier ein kurzes interview, bergpanorama da, almidylle hier, dort eine gute kameraposition.

die fans sollten genug zeit für ihr idol haben
nun gut. alles kein problem. ich brauchte weder hermann maier vor einem bergpanorama, noch small-talk beim wandern mit ihm. das wollte ich den fans überlassen, die für das event bezahlt hatten und endlich mal ihrem idol nah sein wollten. ich hatte ja noch die almjause auf der hütte mit hermann maier in aussicht. da hätte ich ja genug zeit gehabt, ihm fragen zu stellen, über sport zu plaudern, über fitness, vielleicht auch über mein projekt “joginator”.

der versprochene platz am herminator tisch: fehlanzeige!
doch: “hätte hätte liegt im bette, den schuh zieh ick mir nich an!”. almjause am tisch vom herminator? nachdem ich dann mal auf der hütte jemanden gefunden hatte, der mit dem blogger was anfangen konnte, war auf einmal kein platz mehr am tisch vom herminator. die ausrede: man hätte ja nicht damit gerechnet, dass man doch draußen sitzen könne, für drinnen gäbe es ja eine liste, aber für draußen nicht. für die journalisten und andere wichtige personen war natürlich platz.

ich war etwas sprachlos, akzeptierte das aber. ich wollte dem jetzt auch nicht nachrennen. meine güte. ich hatte einen platz zum sitzen und konnte mein stiegl-bier in ruhe trinken. die “klassische presse” hat natürlich eine reichweite, die muss man ein bisschen pudern. schon okay. es hieß dann, ich könne später mit hermann maier “ganz unkompliziert” noch reden. passt auch. es war schließlich hermann maier und nicht the hoff. da hätte ich wahrscheinlich anders reagiert, wenn man mir meinen (versprochenen!) platz am tisch verweigert hätte.

ein interview war nicht erwünscht
als ich dann fragte, ob ich denn das gespräch auch aufzeichnen dürfte für meinen blog, wurden die augen groß. vor schreck. “oh mein gott, der will ein interview!”, konnte ich an den augen ablesen. “da muss ich mal nachfragen, ob das geht”, war die antwort. es ging ein bisschen hin und her. die dame ging weg, kam wieder, fragte bei mir noch mal nach, ging wieder, kam mit einer kollegin wieder….. es hieß dann letztendlich, dass ich ihm 2-3 fragen stellen, die antworten aber nicht aufnehmen dürfe. ich müsse sie mir halt merken. aber eigentlich wäre es auch gar nicht gewünscht, dass ich die antworten bzw. das interview im blog veröffentliche. überhaupt wäre man gar nicht davon ausgegangen, dass ich im nachhinein noch etwas über das event schreibe würde.

bitte nur vorher aufmerksamkeit!
ich hatte den eindruck, dass die ausschreibung unter bloggern nur dafür da gewesen ist, dass man im vorhinein aufmerksamkeit für das event bekommt. aber nicht, dass man dann auch noch einen bericht darüber schreibt. ich war etwas verdutzt. fast sprachlos. aber ich erläuterte dann noch mal kurz, wie ich mir das ganze vorgestellt hatte und dass ich jetzt nicht ganz so begeistert von der ganzen geschichte und dem ablauf sei. die erste reaktion, nachdem verstanden wurde, dass ich wohl unweigerlich etwas über das event schreiben würde: “wird der artikel jetzt negativ?”

ich brauche kein 5-sterne-hotel
nein, ich will nicht von vorne bis hinten in watte gehüllt werden, ich muss nicht in 5-sterne-hotels schlafen und per charterflug eingeflogen werden (was natürlich trotzdem nett ist, wenn das einer firma das wert ist). was ich mir aber schon erwarte, ist eine vernünftige betreuung vor ort. pressebetreuung halt. es ist ja auch gut für das unternehmen (in dem fall die destination), schließlich liefer ich content für das unternehmen. da sollte es doch dem unternehmen am herzen liegen, dass ich alles bekomme, was ich brauche.

andere erwartungen
gerade bei einer destination wie flachau hätte ich das erwartet. selbst auf den liftkarten sind die social media accounts der destination vermerkt (twitter, facebook, youtube). und wenn ich eine ausschreibung für blogger mache, muss ich mich doch mit der spezies blogger ein wenig auseinander gesetzt haben. oder bin ich da zu verwöhnt? nehm ich mir da zu viel raus? erwarte ich da zu viel?

abschließend muss ich noch sagen: die betreuung durch den salzburger land tourismus (über deren seite die ausschreibung ja auch lief) war super. sowohl im vorfeld, als auch am tag des events. es war zwar niemand von ihnen vor ort (was ja auch nicht zwingend erforderlich ist, wenn leute vom tourismusverband flachau vor ort sind), aber der @edei fragte mich noch während des wandertags per facebook, wie es denn sei und versuchte von der ferne aus, alles noch irgendwie in geregelte bahnen zu lenken. war nur leider nicht mehr wirklich möglich. im anschluss an das event rief er mich an und entschuldigte sich mehrfach, dass es (aus blogger-sicht) so blöd gelaufen sei. wir werden uns in der nächsten zeit mal zusammen setzen und gemeinsam überlegen, wie man destinationen schulen und auf “uns blogger” besser vorbereiten kann.

in sachen blogger-relations ist hier wohl noch einiger nachholbedarf. ich hoffe nicht, dass es jetzt eine trotz-reaktion gibt a la: “dann machen wir nichts mehr mit bloggern”. aber, wie schon gesagt, vielleicht erwarte ich da auch zu viel und nehme mir zu viel raus. vielleicht könnt ihr mich ja eines besseren belehren?

 

p.s.: wen mein bericht aus teilnehmer-sicht interessiert, kann das hier nachlesen.

13 Comments

  • […] warum ich persönlich das event nicht rund fand, möchte ich in einem extra blogpost erläutern. […]

  • boah, das klingt peinsam. und natürlich nimmst du dich nicht zu wichtig, du stehst da auf der selben stufe wie ein journalist, wurdest ja extra eingeladen und hast dich nicht aufgedrängt. bei uns hier in der steiermark sehe ich langsam ein umdenken. zwar ist print immer noch im stellenwert höher angesiedelt als ein blog, aber es wird besser – vor allem, weil ein blog viel mehr möglichkeiten bietet. das sehen pr-leute und touristiker und gastronomen langsam ein. schön langsam kommen einladungen, die sich speziell an den blogger in mir richten. lg aus graz
    wolfgang / haubentaucher.at

  • Lieber Schneeengel,
    dein Erlebnis mit dem Herminator-Event finde ich sehr geeignet, den Status eines Bloggers in der Medienlandschaft bei uns genauer zu diskutieren. Da ich selber blogge und auch dem Medienbereich komme, bin ich mir da noch nicht ganz schlüssig. Einerseits erwarte ich mir von Bloggern, dass sie völlig unabhängig und ganz subjektiv ihre Sicht der Dinge publizieren. Ich dachte, das sei auch die Erwartung der Leser/innen, die sich für Blogs interessieren. Andererseits weiß ich, dass Pressebetreuung alles andere als gedanklich unabhängig macht – wer so hübsch verwöhnt wird mit VIP-Ticket, Presseunterlage und perfektem Fotomaterial etc., der tut sich schon schwer, seinen negativen Senf dazuzugeben, wenn ihm eigentlich danach ist.
    Was also? Sind Blogger die Unabhängigen und Kritischen oder doch nicht?

  • Ei ei ei… Schneeengel, dass ist wirklich schade, dass der Event aus Bloggersicht nicht so rund abgelaufen ist 🙁
    Hoffe aber dennoch du hattest ein schönes WE in Flachau… Bin ja fast froh, dass ich nicht gewonnen habe 😛
    Aber wer könnte schon erahnen, wenn man Blogger einlädt, dass dann darüber geblogt wird… *kopfschüttel*

  • @Christa: ich finde, das thema unabhängigkeit muss jeder blog mit sich selbst ausmachen. ich für meinen teil bin schon davon überzeugt, dass man trotz vip-tickets, schönen bildern oder was auch immer noch unabhängig berichten kann. und vor allem auch kritisch. das würde ich nicht davon abhängig machen.

    in letzter zeit hat es sich immer mehr durchgesetzt, dass blogger, wenn sie auf reisen bzw. events eingeladen werden, einen disclaimer hinzufügen und offen legen, welche leistungen sie vom veranstalter bezahlt bekommen haben. welcher journalist macht das schon? allein damit ist ein blogger schon mal unabhängiger, authentischer und transparenter als ein journalist im klassischen sinn. letztendlich muss man auch bedenken, dass der großteil der blogger kein geld mit dem eigenen blog verdient. keine reisekosten oder spesen von einem arbeitgeber dafür bekommt. ich finde es da schon legitim, dass er dafür dann gewisse leistungen “gestellt” bekommt.

    aber ja. letztendlich ist es bei den wirklichen “high-class”-events natürlich die schwierigste aufgabe, trotz allem luxus und allem drum herum noch objektiv zu bleiben. aber vor diesem problem stehen nicht nur blogger.

  • OK, das offen zu legen, was an Entgegenkommen auf der anderen Seite da war, das ist eine Vorgangsweise, die mir so noch nicht aufgefallen ist. Halte ich aber für extrem gut. Wie du ja richtig feststellst, ist das auf der journalistischen Seite meist überhaupt nicht erkennbar.
    Danke
    Christa

  • Moin Jochen,

    ja, das ist mal so richtig in die Hose gegangen. Gerade heute früh hatte ich die Ausschreibung auf den Seiten vom Salzburger Land gesehen und auch gesehen, dass Du bereits einer der glücklichen Gewinner bist – und auch die liebe Steffi demnächst eine tolle Story hat. Leider ist nichts Kulinarisches für mich dabei, so dass ich dort meinen Hut in den Ring werfen könnte (oder @edei?).

    Doch Deine Erfahrungen sind mal so richtig heftig und peinlich. Mir glücklicherweise noch nicht so gegangen. Aber ich höre es immer wieder. Wir sollten beim #PDRB Treffen in Bonn in knappen 2 Wochen mal über sowas reden. Wie geht man damit um? Wie reagiert man richtig? Dein Verhalten ist in meinen Augen soweit völlig ok – Du hattest einen schönen Tag und hast geschrieben, was Du erlebt hast. Ob das für die Region/Destination/Veranstalter der erwünschte Output ist, bleibt mal dahingestellt. – Es gibt Blogger-“Kollegen”, die schon im Vorfeld ein Feuerwerk abbrennen würden und trotz der nicht so optimalen Erlebnisse immer noch Feuer und Flamme wären… – doch watt so ‘ne richtije Berliner Jöre is, den kann man eh nich so leicht koofen =;)

    Und damit Du nicht verhungerst bei der nächsten Wanderung: hier gibts Wanderproviant:
    http://www.legourmand.de/2013/07/01/le-gourmand-gewinnspiel-mit-rack-ruther-3-marchenhafte-wanderpakete-zu-gewinnen/

    Also Ohren steif! Gönn Dir mal wieder so ein richtig leckeres #Stiegl, ich hab gehört das Bier soll ziemlich lecker sein… =;)

    Auf bald!
    Allet Jute!
    Götz

  • Ich kenn das nir zu gut. Da wird man als Blogger oder twitterer eingeladen und merkt dann vor Ort, dass niemand bescheid weiß oder dass man gar nicht weiß, was ein Blog ist oder wie Spcial Media funltioniert. Dann kommen so lustige Sachen wie “schicken Sie uns bitte einen tweet per Mail” Das gibt es noch sehr viel zu tun…. Wir planen da ja gerade einen Bloggerrelations Arbeitskreis. Falls jemand mitmachen will, einfach melden.

  • Traurig – vor allem für die Region, die die Chance nicht genutzt hat. Setzen, Fünf. Aber durch solche Beiträge lernen hoffentlich auch mal die Richtigen, so mein Wunsch ans Christkind! Grüße, Doris

  • In der Ausschreibung steht definitiv nur was von der Bewerbung des Events – der Event an sich also quasi der Preis für die beste bewerbung:) (Weißt eh: ” a bisserl buzz im Vorfeld kreieren!”:))

    Den Wandertag kündigen klassische Medien eher klein oder gar net an, weil es net wirklich eine G’schicht ist und die Journalisten dann lieber ein Interview mit’m Hermann haben will.

    Der Blogger hatte also seine Schuldigkeit schon getan und und ist definitv nur Gast; kein Pressevertreter.

    Sofern mal meine wertfreie Analyse.

    Positiv zu vermerken: Die Arbeit des Bloggers wurde also insofern honoriert,dass es eine Gratifikation (Wochenende in Flachau) gab. Das ist schon ein Fortschritt gegenüber früher, wo man einfach eine PR-Aussendung an Blogger schickte und sich wunderte, dass die “das nicht online stellen”:) Vielleicht sollte man auch positiv vermerken, dass keine weitere Arbeit (Bericht über das Event) erwartet wurde.

    Suboptimal: Man ist sich des Potentials von Blogs offensichtlich nicht bewusst, wo man noch den Event wesentlich besser platzieren hätte können – in einem Aufwaschen.

    Was für mich das eigentliche Problem ist:
    Es gibt Blogger, die auf jeden FAll wie Journalisten behandelt (oder besser! Mehr bespaßt! mehr beschenkt! Mehr unterhalten!) werden wollen.
    und es gibt Blogger, die schreiben einen öffentlichen Beschwerdebrief, wenn man sie wie einen Journalisten behandelt und ihnen eine Presseinfo anbietet. Und zwischen den beiden Extremen ist auch alles möglich. Aber: kaum ein Blogger kommuniziert die eigenen Erwartungshaltung (oder überlegt sich diese vorher).

    Es wirkt so, als wüssten weder die Unternehmen noch die Blogger, ob Blogger Relations wie Media Relations in der PR sein sollen – oder wie CRM, wo man sich überlegt, wie man Premiumkunden bespaßt, die aber selbst nicht wissen, wie sie bespaßt werden wollen (überrascht mich!! Schenkt mir was!)

    Und das ist die Schwäche der meisten Blogger Relations Konzepte und Aktionen, die über Produktsampling und anschließendes Advertorial-Posten hinausgehen: Fehlende Differenzierung/Personalisierung und Empathie.

  • Sehr gut analysiert Judith! Aber warum musste man sich dann bewerben? Dann haben sich doch die Ausschreibenden sicher den Bewerberblog angesehen! Was haben sie da für Kriterien angesetzt, dass sie den Schneeengel ausgewählt haben? Meiner Meinung nach, schaut man da, was derjenige so schreibt, wie oft er schreibt und wieviele Leser der Blog hat, oder? Und dann zu sagen “Huch, der will ja was schreiben!” passt so überhaupt gar nicht ins Konzept. Ich glaube nicht, dass es nur um eine Vorankündigung gehen sollte, und wenn, dann hat man mit Jochen den Falschen gewählt oder sich seinen Blog eben nicht vorher angesehen…

    Sicher gibt es großen Nachholbedarf in Sachen Mediakit bei den Bloggern. Damit könnte man schon viele Mißverständnisse im Vorfeld verhindern.

    Wie gesagt: Lasst uns drüber reden!

  • Schade, dass dieses Wandern Event nach hinten losging! Aber wenigstens konntest du die Wanderwege geniessen und etwas davon mitnehmen. Vielleicht werden ja die Wanderungen nächstes Jahr aus Bloggersicht doch besser!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *