Blick Richtung Hochkönig am Morgen.

#almwochenend – Der zweite Tag.

schneeengel

Das Leben ist nicht leicht in den Bergen.

die nacht ist unruhig. gegen drei bekriegen sich zwei marder vor der hütte. sie schreien jämmerlich. klingt so ähnlich, wie eine rollige katze. der hund bellt. hellwach. mit der taschenlampe die marder verjagt. wieder ins bett gelegt. zwei stunden später hat der hahn wieder seinen ersten auftritt. bis sechs noch ein bisschen dösen. aufstehen. kalte dusche. der holzofen war gestern abend nicht mehr an. kein warmes wasser. macht aber nix. jetzt bin ich wirklich wach. früchtetee und wieder zwei jaga zum frühstück.

kathi fährt ins tal. einkaufen. jetzt bin ich quasi der almöhi. ich soll aufpassen, dass der ofen nicht aus geht. verantwortung. ich sehe das auto im wald verschwinden. wehe, jetzt kommt wer und will was… vielleicht sogar einen kaffee. kaffee kochen kann ich nämlich wirklich nicht. trinke keinen. hab ich noch nie gemocht.

08 uhr, die sonne erobert langsam die alm und die ersten wanderer ziehen vorbei. gut. könnte maximal bier anbieten. aber um die uhrzeit? naja, tee könnte ich auch noch. heißes wasser steht auf dem holzofen. das feuer brennt noch.

zwei wanderer kommen den weg hinauf. man hat hier einen wunderbaren blick auf den weg. kann sich vorbereiten. in gut 10 minuten werden sie hier sein. entweder, sie wandern vorbei oder kehren ein. kathi ist auch wieder da. können also kaffee bestellen, wenn sie wollen. der ofen brennt auch noch. dafür habe ich ein lob und eine leberkas-semmel aus dem tal bekommen.

ein ereignisreicher tag. viele gäste. immer etwas los. trotzdem zeit gehabt, mit netten stammgästen über politik, wirtschaft und afghanistan zu diskutieren & philosophieren. sanitäter musste ich auch noch “spielen”, weil sich einer der gäste kopfüber in die schotterstraße verabschiedete. platzwunde an der augenbraue. geblutet wie sau. druckverband. mit dem auto von nem anderen gast ins tal gebracht worden.

Pinzgauer.

Pinzgauer treiben.

am ende des tages dürfte ich dann noch kuhhirte spielen und fünf verirrte kälber – wirklich schöne pinzgauer – richtung tal eskortieren/treiben. man glaubt gar nicht, wie widerspenstig die luder sein können. verarscht haben sie mich erst mal. “dem scheiß deitschn, dem zeigen wir’s jetzt!” bergauf. bergab. bis ich dann endlich mal das “leitkalb” raus hatte. ich bin für eine glockenpflicht. ziemlich durchgeschwitzt. aber glücklich. was für ein erfolgserlebnis.

es ist der zweite richtige tag und ich fühl mich langsam angekommen. will irgendwie gar nicht mehr weg. kennt ihr das, wenn ihr irgendwo länger im ausland seid und anfangt, in der “landessprache” zu denken? so geht’s mir. auch wenn ich weiß, dass ich immer noch red, wie ein deitscher. aber im kopf spielt sich grad alles in pinzgauerisch ab. hatte ich noch nie. bin sogar versucht, so zu schreiben. ich weiß, der versuch würde kläglich scheitern. trotzdem. ich fühle mich irgendwie assimiliert. und ich find es gut.

aussteiger-gedanken. will man hier eigentlich noch mal weg? warum sollte man das eigentlich wollen? die “normale” welt scheint so fern. das einzig hektische ist der bach, wie er ohne unterlass ins tal rauscht. keine menschenseele mehr weit und breit. nur die vögel, die zwitschern und ein paar kühe, die gemächlich am gegenüber vorbei ziehen und grasen. auf der suche nach dem perfekten futter.

die sonne geht unter. auch dieser tag ist schon wieder vorbei. die füße freuen sich. liegen. das leben ist nicht einfach “in die berg”.

 

hier geht’s übrigens zum ersten tag, hier zum dritten, hier zum vierten.

 

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