Tischleralm bei Embach

#almwochenend – Aufstieg & erster Tag

schneeengel

Das Leben ist hart in den Bergen.

den weg rauf erst mal gehetzt, dann realisiert: brauchst du gar nicht. hast ja zeit. slow down! keine termine. kein stress. einfach nur natur. die bächlein rauschen hören, die vögel zwitschern. den eigenen atem. runter kommen.

oben auf der alm den hans getroffen, der mit dem radl “auffi” ist. ein/zwei stiegl mit ihm getrunken. darüber philosophiert, wie schön es doch eigentlich wäre, mal ein jahr lang auf ‘ner hütte zu sein. weit ab vom schuss. ohne handy-empfang. schwammerl suchen. wandern. nix tun.

und dann sitzt du auf dem balkon der hütte. schaust richtung hochkönig. hörst den bach hinunter rauschen. die vögel zwitschern. die kuhglocken. trinkst dein bier, rauchst eine moods und denkst dir: wgidd – wie geil ist das denn?

du ertappst dich, dass du aufs handy schaust, ob du nicht doch empfang hast. hast du aber nicht. keine chance. warum schaust du überhaupt nach?

das licht wird immer weniger. die sonne ist schon hinter den bergen verschwunden. der tag ist hier einfach zu ende, wenn kein natürliches licht mehr da ist. zeit, schlafen zu gehen.

geweckt von der sonne und dem hahn. der tag beginnt. sechs uhr. perfekte zeit, um gleich noch auf ‘nen berg zu gehen, bevor die ersten wanderer auf die alm kommen.

zum frühstück gibt’s einen knisternden holzofen, einen tee und radio salzburg. umtata.

Einsame Alm oberhalb der Tischleralm.

Ruhe. Idylle. Kraftplatz.

du gehst den berg hoch. bergauf. schotterweg. wald. auf einmal stehst du auf der nächsten alm. mitten in der sonne. saftige wiesen. ein kleiner bach schlängelt sich hinunter. eine hütte. eine wirklich schön hergerichtete, kleine hütte. du hörst ein leichtes glockenläuten. ein paar bewegungen. ziegen. mitten im “nirgendwo”. ein kuckuck ruft. idylle. ruhe. einsamkeit. du legst dich in die sonne auf die almwiese. einfach so. weil du es kannst. eigentlich wolltest du zum gipfel. aber warum, wenn es hier doch so schön ist? du bist weder auf der höhen-, noch auf der hetzjagd.

es kommt eine wander-familie vorbei. mann, frau, zwei kinder, oma. alle grüßen freundlich. du grüßt zurück. sie haben ein ziel. das merkt man. sie wollen den gipfel noch erreichen. keine zeit für eine rast an diesem wunderschönen fleckchen erde. immer weiter, immer höher. nach einer zeit werden ihre stimmen immer leiser und sie verschwinden im wald. ruhe kehrt wieder ein.

ich richte meinen blick gen himmel. babyblau. ein paar quellwolken ziehen vorbei. kitschig. kitschig schön. es kommt ein flieger vorbei. ich muss an das fliegerlied denken und winke. ich grinse. wo die wohl hinfliegen? vielleicht irgendwo ans meer.

ein einsamer wanderer durchkreuzt meine gedanken. er war wohl schon am gipfel. ziel erreicht. jetzt geht’s schnellen schrittes wieder bergab. auf ebenen abschnitten läuft er sogar, gestützt von seinen zwei wanderstöcken. ob er heute noch termine hat? auch er verschwindet schnell wieder außer sichtweite.

ein bussard zieht über mir seine kreise. “komm bloß nicht auf falsche gedanken, mein gefiederter freund!” fliegen. das wär’s jetzt. also nicht in so einem touri-bomber. nein. allein. so wie der bussard. von oben betrachten, wie da einer auf der almwiese in der sonne liegt und einfach nichts tut. nur ab und zu etwas in seinem offline-blog – früher hätte man wohl einfach nur block gesagt – notiert. “der muss es gut haben…”

Brunnen an der Tischleralm

Brunnen hinter der Tischleralm.

zurück auf der “eigenen” – zumindest teilzeit – alm. von der sennerin bekocht werden. leberkas mit spiegelei. lecker. satt. richtig satt. vor die hütte in die sonne setzen. moods rauchen. kuhglocken. bach rauschen. die zeit an einem vorbei ziehen lassen. nichts tun. buch lesen. auf die ersten gäste warten.

die ersten gäste. holländer. sehr nett. sie bewundern, wie ruhig und gelassen hier alles ist. bei ihnen zu hause sei alles so stressig. immer zeitdruck, immer stau. ob es überall in österreich so sei, wie hier, wollen sie wissen. wintersport wollen sie mal ausprobieren. wann denn hier schnee liegt? vielleicht kommen sie im januar mal zum winterurlaub nach embach. sie trinken ihr wasser aus und ziehen weiter. zur nächsten alm. sie brauchen ja noch ein paar stempel für ihre wandernadel. selbst auferlegter stress. wer’s braucht.

die nächsten gäste. stammgäste. fragen nach kathi. die ist schon da, keine angst. das ältere ehepaar spricht steirisch. tiefes steirisch. ich kann mir nicht helfen, aber für mich ist steirisch das sächsisch von österreich. sorry meine lieben steirischen und sächsischen freunde. 😉

ich muss langsam mal raus aus der sonne. sie brennt. setze mich in den schatten. die steirer sind mit stiegl versorgt.

highlight des tages: der stier ist abgängig. suchen gegangen. nicht gefunden. am gegenüberliegenden hand steht einer bei einer anderen herde, der ähnlich ausschaut. aber wie soll er da hin gekommen sein? zwei elektro-zäune würden ihm theoretisch im wege stehen. aber nun gut. wo ein wille, da vielleicht auch ein stier. der stier bleibt auch bis zum abend abgängig. nicht auffindbar.

gegen ende des tages taucht dann plötzlich eine wandergruppe auf. wie aus dem nichts. 12 personen. schnaps, speckbrote, käsebrote, bier. genug zu tun. bis halb neun. dann noch schnell das schwindende licht für abwasch und zusammenräumen nutzen. keine zeit, das alpenglühen zu bewundern. sich auf ein feierabend-bier freuen. das bett rufen hören. morgen früh um fünf kräht der hahn wieder.

nix mit schlafen gehen. zwei jaga kommen noch vorbei. es wird inzwischen schon dunkel. wir diskutieren über sternenbilder. käsebrot. bier. elf uhr. ich falle todmüde ins bett.

das leben ist hart in den bergen.

 

hier geht’s übrigens zum zweiten tag, hier zum dritten, hier zum vierten.

2 Comments

  • Hallo Jochen, ich habe dein Ausklinken ja bereits auf Twitter verfolgt und war auf deine Eindrücke gespannt. Es liest sich allein schon sehr entschleunigend und scheint, besonders in der heutigen Zeit, eine lohnende Erfahrung zu sein.
    Danke für den schönen Bericht.

  • […] es mit mir jetzt weitergeht? ich verziehe mich nicht auf die alm. obwohl das doch durchaus mal eine überlegung war, gebe ich zu. ich mache auch keine bar auf. […]

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