Lehrer benoten – ja oder nein?

schneeengel

der bundesgerichtshof hat heute über eine sehr interessante frage entschieden. dürfen lehrer öffentlich – also in diesem internetz von dem alle reden – benotet werden? darf man öffentlich bekunden, ob ein lehrer/eine lehrerin selbst die note 1 bis 6 verdient hat, ob er/sie “fachlich kompetent” ist, “faire noten” vergibt oder gar “menschlich” ist? in wie weit ist ein/e lehrer/in – oder auch ein/e professor/in eine person des öffentlichen lebens, dass man sie so öffentlich benoten darf? oder ist es richtig, dass manche sachen “bloß nicht an die öffentlichkeit” kommen?

ja – sie dürfen bewertet werden!

bei spickmich.de sind diese benotungen möglich. und eine gymnasiallehrerin hatte ein problem damit, klagte, verlor in den ersten instanzen. um eine grundsatzentscheidung fällen zu lassen, wurde nun auch der bundesgerichtshof angerufen.

es ist eine schwierige frage, ob und wie weit lehrer/innen, professoren/professorinnen oder auch lehrende öffentlich benotet und bei offensichtlichen fehlleistungen auch öffentlich angeprangert werden dürfen. ein problem von spickmich ist, dass dort eine gewisse überwachungsinstanz zu fehlen scheint. es ist möglich, seinen kommentar dort abzulassen – ob er nun stimmt oder nicht. aber wie sollte man das machen? sollte die spickmich-redaktion vorher erst jeden betroffenen lehrer anrufen, recherchieren, ob das denn nun wirklich stimmen könnte, was dort steht? letztendlich ist es ja auch so ganz einfach möglich, etwas über andere personen zu schreiben – egal ob es stimmt oder nicht. blogs, twitter oder auch social networks machen es möglich.

jetzt kommen sicher einige, die sagen, wenn lehrer/innen bewertet werden dürfen, dann müssen schüler/innen auch bewertet werden dürfen … stopp – milchmädchenrechnung! das lehrpersonal wird dafür bezahlt seinen “kunden” etwas beizubringen und nicht die kunden dafür, dass sie unterricht über sich ergehen lassen (ob jetzt im positiven oder negativen sinn bleibt dahin gestellt). warum sollten andere – neue – kunden nicht von den erfahrungen anderer profitieren und gegebenenfalls, aufgrund der schlechten bewertungen des personals, gleich ein anderes haus aufsuchen?

ich begrüße die entscheidung sehr. auch wenn das gericht betont hat, dass es sich hierbei um eine einzelfallentscheidung handelt. man also dieses urteil nicht gleich auf jedes portal umlegen könne.

wie wäre es eigentlich in dem zusammenang mit einem bewertungsportal österreichischer lehrender – so, vergleichbar mit myprof in deutschland?

zum abschluss noch ein schönes zitat, das der spickmich gründer weisbrod dem spiegel geliefert hat:

“Ich sehe da einen Generationenkonflikt: Lehrer sind im Durchschnitt rund 50 Jahre alt, die sind nicht wie die junge Generation täglich im Netz.” Da sei eine diffuse Angst mit dabei, “eine ablehnende Haltung, ohne wirklich zu wissen, worum es geht“. Von daher habe er Verständnis für Lehrer, die dagegen sind: “Sie sind eben eine andere Generation”.

3 Comments

  • Ich bin schockiert.

    Du schreibst: “letztendlich ist es ja auch so ganz einfach möglich, etwas über andere personen zu schreiben – egal ob es stimmt oder nicht. blogs, twitter oder auch social networks machen es möglich.”

    Damit begibst du dich, als Web2.0-Pionier, doch genau auf die Seite jener Ewiggestrigen die behaupten, dass jeder Inhalt, der im Internet kreiert wird, jenem gleicht, den man tagtäglich in den Foren von derstandard.at liest. Frei nach dem Motto: “Alles im Internet ist unkontrollierter anonymer Mist!”

    Diese Anonymisierung sollte doch so gut als möglich verhindert werden – und genau das machen Social Networks möglich. Man weiß in diesen Netzwerken, wer hinter dem Geschriebenen steht. Und das ist ein gravierender Unterschied, der sich auf die Diskussionskultur im Speziellen und auf die Entwicklung der Internetkultur im Allgemeinen enorm positiv auswirkt.

    Durch solche Netzwerke, die es möglich machen, ANONYM und in GRUPPEN über eine klar definierte Person zu urteilen wird die “neue Internetkultur” der “neuen Medien” doch in den Hintern getreten.

    Ich verstehe jene nur allzu gut, die dagegen aufbegehren, da sie sowieso mit Vorurteilen an die “Online-Szene” herangehen und dadurch aucch noch bestärkt werden.

    Und zur Thematik im Allgemeinen:
    Du schreibst: “jetzt kommen sicher einige, die sagen, wenn lehrer/innen bewertet werden dürfen, dann müssen schüler/innen auch bewertet werden dürfen … stopp – milchmädchenrechnung!”

    SchülerInnen werden bekanntermaßen seit Ewigkeiten bewertet – mit Noten, die für jeden einsehbar, weil auf dem Zeugnis abgedruckt sind. Dabei ist übrigens für jeden klar ersichtlich, wer die Beurteilung abgegeben hat.

    Ich bin echt enttäuscht von diesem Eintrag und hoff auf eine Aufklärung deinerseits und eine komplette Fehlinterpretation meinerseits.

  • halte ehrlich gesagt nichts von dem portal. jemandem auf die füße zu treten ist teil des jobs lehrer – bei diesem portalen können lehrer dafür bestraft werden, ihre arbeit zu tun.

  • @markus ich hab geschrieben – “ist es […] möglich”, anonym zu schreiben. ist es das nicht? natürlich ist es möglich. bewertet habe ich das allerdings nicht. ich habe nicht geschrieben, dass ich es gut finde. finde ich auch nicht. natürlich nicht. ich bin klar dafür, zu seinem geschriebenen mit seinem namen zu stehen.
    der punkt, dass es bei spickmich möglich und auch üblich ist, anonym zu bewerten, ist auch ein ganz klarer minuspunkt. ein portal, wie ich es mir vorstelle, muss es möglich machen, die einzelnen bewertungen auch personen zuordnen zu können. auch, um z.b. zu verhindern, dass “externe” personen – die die bewerteten lehrer überhaupt gar nicht kennen – spaßeshalber noten und kommentare vergeben.

    und mit den noten für schüler hast du nur teilweise recht. weil öffentlich für jeden einsehbar sind die noten nicht. das zeugnis sieht nur die person, der du es zeigst. oder weißt du, welche noten ich in der zweiten klasse hatte? oder auf meinem abiturzeugnis stehen?

    ich habe bei dem post bewusst etwas kokettieren wollen. was mir scheinbar sehr gut gelungen ist, wenn sogar du – der mich, was meine einstellung zu diesem internetz von dem alle reden, glaub ich sehr gut kennen sollte – so darauf anspringst.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *