Gedanken um Mitternacht: Kontakt abbrechen

schneeengel

durch die medientheorie – für die ich zur zeit lernen soll – angeregt, habe ich eine idee für eine neue rubrik beim schneeengel entwickelt… es soll sich hierbei um gedankenspiele drehen. in unregelmäßigen abständen will ich darin das, was sich in meinem kopf so manchmal abspielt, einfach festhalten und mit euch teilen. es ist ein versuch. vielleicht scheitert er. aber vielleicht – und ich hoffe genau das tritt ein – zeigt er auch mal einen anderen schneeengel und regt euch ein bisschen zum nachdenken an…

kontakt abbrechen…

…kann man auf viele art und weise… man kann einfach aus der tür verschwinden – ohne ein wort. man kann auf sms einfach nicht mehr antworten, nicht mehr ans telefon gehen. man kann der person einfach aus dem weg gehen. das passiert alles in der “realen” welt. und ich denke mal, das ist sicher schon dem einen oder anderen passiert.

und in der virtuellen welt? auch da geht das alles sehr gut. vielleicht sogar noch leichter und auch demonstrativer. ein klick auf “freundschaft beenden” – einmal “kontakt löschen” bei skype – einmal auf “unfollow” bei twitter – und man ist sich sicher, dass man der person im cyber space nicht mehr über den weg “läuft”. man braucht der person vorher noch nicht mal bescheid zu sagen, man braucht noch nicht mal mehr zu sagen, “du, ich rede nicht mehr mit dir!”. geht damit sämtlicher konfrontation und (verbaler) kommunikation aus dem weg. man klickt einfach.
ja, man hat sogar durch den button “block” die möglichkeit, jegliche neue versuche der kontaktaufnahme von der gegenseite komplett zu unterbinden. brave new world! tolle sache, dieses internetz… die frage ist nur, will man das? ist das der richtige weg? oder ist es vielleicht so, wie günther anders gesagt hat und wir einfach nicht der perfektion der produkte, die wir geschaffen haben, gewachsen sind? dürfen (oder sollen) wir alles, nur weil wir es können?
schön wäre es doch eigentlich, wenn man das auch in der realen welt könnte. einfach jemanden blocken. wenn die person einen ansprechen will, geht’s nicht. dann kommt nichts aus dem mund raus. oder man bekommt, jedes mal, wenn man zu einem gespräch auch nur ansetzen will, von einer stimme einen auto-reply: “sorry, you are blocked!” wäre doch viel einfacher, als jemanden ignorieren oder aus dem weg gehen zu müssen?

3 Comments

  • Es gibt bestimmt therapeutische Ansätze, die es einem beibringen, irritierende Mitmenschen mit einem inneren “du bist geblockt” zu belegen:)

    Ansonsten hat Günther Anders immer Recht – aber es gibt laut ihm ja auch einen Ausweg oder vielmehr ein Korrektovum: Moralische Exerzitien. Und in diese Kategorie gehören m.E. die Reflexionen über die Neuverhandlung der Freundschaft im Onlinezeitalter, wie sie z.B. auf Blogs stattfinden, in dem obigen Blogpost zum Beispiel.

  • Korrektivum – gibt’s das Wort eigentlich oder hab ich mir das vor lauter Klugscheißerei ausgedacht?

  • also korrektivum an sich, kennt google nicht… jetzt ist die frage, ob man sagen kann, wenn google es nicht kennt, ob es dann nicht existent ist… dann wären wir wieder bei günther anders simulationstheorie – bzw. baudrillards weiterführung: was in den medien nicht vorkommt, ist nicht existent…

    aber google bzw. der duden kennt korrektiv…:
    “Kor|rek|tiv, das; -s, -e (bildungsspr.): etw., was dazu dienen kann, Fehlhaltungen, Mängel o. Ä. auszugleichen”

    passt ja eigentlich ganz gut, oder? 😉
    wieder mal ein neues wort gelernt, wozu diese gedankenspiele doch alles gut sind… 🙂

    und zum punkt “neuverhandlung” via blogs. spinnen wir das doch mal weiter: wir gehen davon aus, die person bekommt online gar nichts mehr von der anderen mit. somit würde sie so einen blogpost ja auch nicht lesen können…?

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