Warum ich mir keinen Eimer Wasser über den Kopf schütte #icebucketchallenge #als

schneeengel

was die “ice bucket challenge” ist, sollte nun eigentlich jede/r mit internetanschluss mitbekommen haben. ich wurde auch nominiert. und zwar von heinz. jetzt müsste ich mir eigentlich einen eimer voller eiswasser über den kopf schütten. mach ich aber nicht.

nicht, weil mich das ganze schon nervt. so was sollte einen als social media freak eigentlich nicht nerven, sondern eher faszinieren. auch nicht, weil ich der meinung bin, dass ein kübel eiswasser keinem als-erkrankten weiterhilft. denn es generiert aufmerksamkeit und aufmerksamkeit ist in unserer heutigen zeit eine sehr wichtige währung. und auch nicht, weil ich kein geld zum spenden habe.

ich mag dieses gedankenlose “eiswasser über den kopf schütten und damit was gutes tun” nicht. 24 stunden zeit hat man, auf die nominierung zu reagieren. viel zu wenig, um sich wirklich mit der erkrankung auseinander zu setzen. und auch viel zu wenig, um sich damit auseinander zu setzen, wohin man das geld spendet. natürlich bringt eine spende an die alsa etwas. ja, mit der spende wird sicher auch gutes getan. aber ein/e erkrankte/r in deutschland oder österreich hat davon direkt nicht ganz so viel und auch hier gibt es genug erkrankte.

die ice bucket challenge erregt aufmerksamkeit für eine (!) krankheit. die ice bucket challenge beruhigt das schlechte gewissen, endlich auch mal was gutes zu tun. vielleicht wird das eiswasser auch noch ein bisschen länger in erinnerung bleiben. aber wird es nachhaltig bleiben? wird es bewirken, dass die teilnehmer in zukunft darüber nachdenken, öfter oder gar regelmäßig mal etwas gutes zu tun? oder warten die meisten teilnehmer dann auf das nächste ding, das viral wird?

bedenklich finde ich übrigens die politiker, die sich jetzt “volksnah” zeigen und sich einen kübel eiswasser gönnen. diese sollten neben ihrer spende vielleicht die aufmerksamkeit nutzen und sich öffentlich dafür einsetzen, dass mehr geld in die erforschung unheilbarer krankheiten fließen kann. oder vielleicht anstatt nem a8 einen a6 fahren und die monatliche differenz der forschung zugute kommen lassen. das wäre mal ein statement. aber ein kübel eiskaltes wasser?

man muss sich keinen kübel eis über den kopf schütten, um etwas gutes zu tun. man muss noch nicht mal geld spenden. man könnte zum beispiel blut oder knochenmark spenden – oder seine organe zur verfügung stellen (zumindest nach dem tod). klamotten für obdachlose. als sanitäter freiwillig nachtschichten schieben (dafür bekommt man sogar eine kostenlose ausbildung). in ein hospiz gehen und und und. es gibt so viele möglichkeiten. vielleicht einfach mal hier oder hier vorbei schauen.

ich finde nicht, dass man jemand öffentlich auffordern sollte, etwas gutes zu tun. ich finde auch nicht, dass man jemanden öffentlich auffordern sollte, zu spenden. das sollte und muss jeder für sich selbst entscheiden. und auch die art der spende. ich sehe jetzt schon die ein oder anderen postings “xy hat sich keinen eimer wasser über den kopf geschüttet, obwohl ich ihn/sie nominiert habe”. das geht für mich in die falsche richtung. der gesellschaft etwas zurückgeben – egal in welcher form -, sollte kein wettbewerb sein, sondern selbstverständlich. “es ist alles ein geben und ein nehmen”.

nein. ich will jetzt nicht diesen wettbewerb verurteilen. und auch nicht die, die nominieren. ganz im gegenteil. das ist eine super sache, die aufmerksamkeit erregt. leider nur punktuell. es gibt noch viel zu viele unheilbare krankheiten auf dieser welt. und auch heilbare, an denen trotzdem menschen sterben. weil sie z.b. kein geld für die behandlung haben.

natürlich werde auch ich meinen beitrag dazu leisten. mein beitrag wird allerdings keine eiswasser-dusche sein. mein beitrag ist dieses blogposting und eine spende. eigentlich sollte jede/r blogger/in, der/die nominiert wird/wurde ein blogposting darüber schreiben. vielleicht auch ein paar andere krankheiten oder möglichkeiten des sozialen engagements ins licht der öffentlichkeit bringen.

ich werde niemanden aktiv nominieren. auch, wenn ich weiß, dass ich dadurch den schneeball-effekt vielleicht etwas in stocken bringe könnte (aber der ball rollt sowieso unaufhaltsam durchs netz). ich möchte einfach nur, dass jede/r mal kurz darüber nachdenkt und sich überlegt, was sein/ihr beitrag sein könnte. ich nominiere somit quasi euch alle.

 

p.s.: falls jemand etwas für als erkrankte in österreich oder deutschland spenden will, würde ich folgende seiten empfehlen, auf die ich bei meiner viel zu kurzen recherche gestoßen bin:

  • Charité Berlin – ambulanz für als & andere motoneuronenerkrankungen
  • Verein Wieso – unterstützt beeinträchtigte menschen, welche hilfsmittel benötigen um den alltag selbstbestimmter erleben zu können
  • ALS Info – verein für multiprofessionelle als-hilfe (kümmert sich um erkrankte und angehörige)

5 Comments

  • Lieber Jochen,

    da ich ja als Nominierender auch angesprochen bin, antworte ich: Dieser Challenge ist eine einmalige Geschichte – wenn du so willst: ein Witz. Das funktioniert oder es funktioniert nicht. Eine Argumentation wie deine ist allgemein, und als solche trifft sie auf eine solche besondere Aktion nur bedingt zu. Sie würde dann stimmen, wenn es darum ginge, immer wieder solche Aktionen durchzuführen.

    In diesem Fall kann man durch eine – vielleicht absurde – Aktion versuchen, gegen eine absurde Krankheit zu mobilisieren und vielleicht tatsächlich die Forschung einen Schritt weiterzubringen. Das schließt andere Aktionen und Hilfeleistungen nicht aus. Ich glaube, es fördert sie eher, als dass es sie beeinträchtigt.

    Recht hast du damit, dass man andere nicht auffordern soll, etwas Gutes zu tun – und ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel. Das, was man in diesem Fall öffentlich tut, ist ja nicht etwas Gutes, sondern etwas Absurdes, und das kann jeder mitmachen oder nicht. Also nichts für ungut …

    Herzlich

    Heinz

  • Außerdem hat mir Pam (ja die Badenixe Pamela Anderson) auf fb erzählt, dass die ALS Association mit Tierversuchen ihre Forschung vorantreibt 🙁 http://www.viply.de/?p=123600

  • lieber heinz, warum sollte ich dir die nominierung übel nehmen? nein, im gegenteil. finde ja auch die aktion an sich gut. und diese nominierungen waren am anfang wichtig, damit das ding zum laufen kommt.
    ich glaube aber, dass wir inzwischen (oder schon seit einiger zeit) an einem zeitpunkt angekommen sind, in dem es prinzipiell keine nominierungen mehr bedarf.
    und ich bin der meinung, dass zu viele leute einfach so sich den eimer über den kopf kippen, ohne sich weitere gedanken darüber machen – oder gar versuchen, die aufmerksamkeit für eigene zwecke zu nutzen. viel zu oft sehe ich in letzter zeit menschen, die diese challenge “zufällig” vor ihrem firmenschild oder in einem t-shirt ihrer firma machen.
    ich finde einfach, dass es an der zeit ist, über das pure eiswasser hinauszugehen und damit einen schritt weiter zu machen.

  • Martin

    Hallo Jochen, nachdem du schon die Spende und alternativ das blogposting geschrieben hast, wären noch die Dusche und ein paar Nominierungen offen. Die zwei letzten Parts nehm ich dir gerne ab, falls für Heinz und dich ok. Eine Spende an eine deiner oa. vorgeschlagenen Adressen mach ich natürlich auch.

  • hallo martin, wie schon geschrieben, möchte ich niemanden direkt nominieren. jede/r, der/die sich selbst nominieren möchte, darf das natürlich gerne und jederzeit tun! 😉

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