Des Falters Ansicht zum Stiegl-Boykott

schneeengel

auf dem barcamp graz habe ich schon eine session über den fall “stiegl ambulanz” gehalten. aufgrund des artikels über diesen vorfall im aktuellen falter, will ich allerdings diese session noch einmal verschriftlichen. meine bilanz der ganzen geschichte fällt nämlich ganz anders aus, nämlich deutlich positiver. im falter ist nämlich die rede von “einem sturm der entrüstung von bisher selten gekannten dimensionen” die rede.

aber erst einmal zur geschichte, für die, die sie nicht so wirklich mitbekommen haben (auf dem barcamp musste ich feststellen, wie wenig eigentlich davon überhaupt wussten):

ende april rollte ein kleiner shitstorm über die stiegl-brauerei. auslöser dafür war ein vorfall in der “stiegl ambulanz” in wien. es ging um einen straßenzeitungsverkäufer, worten wie “zigeuner” u. ä. nachdem die online-ausgabe des standards darüber geschrieben hatte (gegen halb fünf am nachmittag), tauchten nach und nach immer mehr posts auf der facebookseite von stiegl auf. diese gingen inhaltlich von der bitte um klärung, bis hin zu “ich werde nie wieder stiegl trinken”. wichtig zu wissen: die “stiegl ambulanz” ist seit 01.04. diesen jahres verpachtet. die brauerei hat also mit dem lokalbetrieb nur noch sehr wenig (sie liefern bier etc) bis gar nichts zu tun.

aber egal, da sieht man einmal, wie schnell der unmut der online-community einen erreichen kann, ohne wirklich dafür etwas zu können. eine stunde nach der standard-veröffentlichung tauchte auf facebook dann auch die seite “boykott stiegl brauerei im alten akh” auf. die seite erfreute sich reger beliebtheit und hatte auch einen gewissen zulauf (innerhalb von einem tag ungefähr +800 fans).

um 19 uhr, also nur rund 2 1/2 stunden nach dem artikel gab es eine erste offizielle reaktion von stiegl auf der facebookseite, in der sich die brauerei von dem vorfall offiziell distanzierte, den besagten artikel verlinkte und eine klarstellung versprach (bis zu diesem zeitpunkt gab es 14 fanposts auf der seite, die die stiegl ambulanz zum thema hatten). dieser beitrag bekam über 140 likes und kommentare. vor allem die schnelle reaktion stiegls wurde sehr positiv aufgenommen.

nachdem noch ein paar wenige posts auf der stiegl-seite auftauchten, kam um kurz vor 22 uhr noch einmal eine distanzierung und eine einladung an die straßenverkäufer (jeder sei auf ein stiegl oder ein anti-alkoholisches flüx eingeladen). außerdem kündigte die brauerei eine offizielle stellungnahme für den nächsten tag an, die dann auch gegen 16 uhr – also nicht einmal 24 stunden nach dem standard-artikel – folgte. in der stellungnahme ließ stiegl auch die geschäftsführerin der “bettelstudent betriebs gmbh” zu wort kommen, die pächterin der stiegl ambulanz, die beteuerte, dass es sich bei dem vorfall um ein riesen missverständnis handelte. außerdem wurden alle eingeladen, weiter auf der stiegl-facebookseite zu diskutieren. seit dieser stellungnahme gab es nur noch zwei fanposts, die sich um die stiegl ambulanz drehten.

die boykott-seite hat inzwischen rund 1.700 fans erreicht, wobei die interaktion auf der seite rapide nachgelassen hat. am letzten samstag sollte es einen flashmob in der stiegl-ambulanz geben, mehr als die ankündigung ist allerdings nicht auf der seite zu finden. dementsprechend kann ich nicht abschätzen, wie viele sich wirklich daran beteiligt haben.

die stiegl-seite hatte zu beginn der aktion rund 44.000 fans. sonntag zählte sie schon über 47.000. wenn wir das ganze jetzt also mal herunterrechnen, hat die boykottseite rund vier prozent der stiegl-seite erreicht – und ein bisschen mehr als die hälfte des fanzuwachses von stiegl im gleichen zeitraum.

der standard-artikel hat aktuell knapp 1.500 kommentare, zählt damit zu den meist-diskutierten, aber seit dem 03.05. passiert auch da so gut wie nichts mehr.

ist das wirklich ein “sturm der entrüstung von bisher selten gekannten dimensionen”? der falter hat zum abschluss eigentlich ein treffendes zitat von stefan bachleitner bekommen: “als sich noch am selben abend stiegl-ambulanz und stiegl-brauerei vom fall distanzierten, dachte ich mir: damit hat sich die sache jetzt langsam.” doch der falter fügt dann als abschluss noch hinzu: “bachleitner sollte unrecht behalten”. da komm ich dann doch ein bisschen ins grübeln.

aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich die sache aus einem anderen blickwinkel sehe. für mich ist der ganze fall ein echt gutes beispiel, für gute krisen-pr im social web – also von seiten der stiegl-brauerei.

es kann natürlich auch sein, dass ich mich in meiner wahrnehmung täusche. vielleicht irre ich mich ja auch mit dem, was ich schreibe. oder was meint ihr dazu?

 

links zum thema:

  • da der falter artikel nicht online ist, hat ihn stefan übrigens freundlicherweise abfotografiert und online gestellt: erster teilzweiter teil.
  • meine prezi zur session beim barcamp:

disclaimer: ich kenne die person, die die social media-aktivitäten für stiegl macht, bekomme aber kein geld von stiegl.

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