3 Jahre Graz – ein Rückblick

schneeengel

nun ist es also so weit. am wochenende geht es zurück nach deutschland. erst einmal zwei wochen urlaub in der hauptstadt und dann geht’s auch schon nach münchen. mein praktikum bei klaus eck steht vor der tür – und ich freu mich schon drauf!

wieder einmal musste ich erkennen, wie schnell die zeit vergeht. drei jahre sind verdammt kurz, auch wenn sie einem anfang wie eine halbe ewigkeit vorkommen. das “aktive” uni-leben liegt hinter mir – nach dem praktikum kommt zwar noch die diplomarbeit, aber vorlesungen stehen nicht mehr auf dem programm. ich kann rückblickend sagen, dass ich es nicht bereue, mich für dieses studium entschieden zu haben. auch wenn ich zugeben muss, dass ich dieses studium so oder so durchgezogen hätte – bin ja auch nicht mehr der jüngste. aber es war kein “durchziehen”, auch wenn ich zwischendurch durchaus ziemlich ausgebrannt war. das hatte ich aber weniger dem studium an sich zu verdanken, sondern eher einer person die meinte, ich würde ihn beruflich zerstören wollen. jemand der fehler nicht eingestehen wollte und deshalb bis ans äußerte ging. ich glaube, das war der härteste “kampf” bisher. als studiengangsprecher musste ich zwischen persönlichen, jahrgangsspezifischen, studentischen und fh-technischen meinungen und einstellungen abwägen. es ging mir nie um meine persönliche macht, ich wollte das beste für die studenten. und ich hoffe und glaube, es ist mir gelungen. der spagat war manchmal nicht einfach und ich habe es mir sicher auch mit ein paar studenten verscherzt, die nicht meiner meinung waren. aber alle hundertprozentig auf seiner seite haben, das geht sowieso nicht. gerade deswegen bin ich froh, dass mein jahrgang immer geschlossen hinter mir stand – danke dafür. ohne diesen rückhalt hätte ich – hätten WIR – sicher einiges nicht erreichen können.

in meinem jahrgang zählte ich zu den älteren – deutlich älteren – aber ich fühlte mich nicht so. wir hatten wirklich eine tolle gemeinschaft, die durch die vielen abgänge sicher noch enger zusammengeschweißt wurde. natürlich gibt/gab es auch hier immer wieder bestimmte gruppenbildungen, menschen die privat etwas mehr miteinander zu tun hatten. aber wenn es drauf ankam, waren wir eine einheit.

es waren interessante jahre in graz. es war ja nicht so, dass ich keine erfahrungen mit österreich und dessen “einwohnern” hatte – durch diese drei jahre habe ich das land und die leute aber noch mehr lieben und schätzen gelernt. natürlich prallt oft “die” deutsche mentalität auf “die” österreichische. natürlich hab ich mich oft gefragt, warum nicht mal ordentlich auf den tisch gehauen wird. warum da erst der eine oder andere “piefke” kommen muss, damit auch der rest den mund aufmacht und auf die barrikaden springt. natürlich hab ich oft über die “passt-schon-mentalität” geschimpft, mich gefragt, warum konflikten lieber aus dem weg gegangen wird, als sie offen anzusprechen. aber ich habe auch gesehen, dass es anders geht. nicht alle österreicher sind so, auch wenn es einem oft so vorkommt. ich glaube, gerade mit “unibrennt” im großen und “pro juk/jpr” im “kleinen” wurde gezeigt, dass es genug engagierte gibt, die sich trauen den mund aufzumachen.

ich habe durch mein studium viele interessante personen und projekte kennen gelernt. ich habe dieses blog – das anfangs rein privat für meine freunde gedacht war – zu einem der meist besuchten in österreich gemacht. mein twitter-account, den ich vor über zwei jahren während einer vorlesung von heinz gestartet habe, gehört zu den österreichischen top 100 – ich freue mich, dass es inzwischen über 1.100 follower interessiert, was ich so in 140 zeichen verzapfen kann. mit der facebook-fanseite von rauris knacke ich hoffentlich noch dieses jahr – oder, um es kurz österreichisch zu sagen: heuer – die 1.000er-marke. auch mit der wg3null haben meine beiden mitbewohner und ich ein kleines, feines und, wie ich finde, ansehnliches pr-projekt auf die beine gestellt. unser podcast “pott kaffe” hat teilweise über 4.000 downloads – und mit dem ganzen projekt haben wir uns ein paar parties finanzieren lassen oder auch einen teuren schlagbohrer bekommen. wir haben gezeigt, dass man in der heutigen zeit auch ohne finanzielle mittel etwas auf die beine stellen kann.
ich glaube, ich darf mich inzwischen als teil der österreichischen web-szene bezeichnen – oder zumindest fühlen. darauf bin ich stolz. ich habe viele barcamps besucht, ein paar auch mit-organisiert. die österreichische szene ist nicht so groß wie die deutsche – wie auch, bei “nur” 8,5 millionen einwohnern. aber genau das zeichnet sie aus. man kommt viel schneller ins gespräch, weil man sich halt schon öfter gesehen hat – und man kommt schneller dazu, gespräche auch zu vertiefen.

ich habe mich eigentlich nie – bis auf eine ausnahme – als “piefke” gefühlt. auch wenn ich mich immer sofort als dieser vorgestellt habe. und das schönste kompliment, dass ich einmal bekommen habe, war, als jemand meinte, “du bist eher ein austro-piefke”. vielleicht liegt es daran, dass ich mich schnell an “umgebungen” anpassen kann, vielleicht auch daran, dass ich mit österreich schon meine “erfahrung” hab – aber ich habe mich sofort herzlich aufgenommen gefühlt.

graz ist eine wunderschöne stadt. wie ich schon oft gesagt habe: nicht zu groß und nicht zu klein. graz will keine metropole sein. manchmal hab ich auch das gefühl, dass graz noch nicht mal die großstadt sein will, die es für österreichische verhältnisse ist. die “murmetropole” bietet viel, mit knapp 50.000 studenten ein super nachtleben mit verschiedensten clubs und events, aber auch traumhafte “rückzugsgebiete”, wie den großen stadtpark oder den schloßberg (auch wenn man da selten allein ist). zu festivals wie dem “elevate” oder “spring” bebt die ganze stadt und im sommer fühlt man sich wie in südeuropa. das klima hier ist wirklich nicht “österreichisch” (gut, dieses jahr vielleicht – aber das war ja fast überall so) und doch hat man die möglichkeit, schnell in den bergen zu sein. die steiermark an sich ist wirklich schön. gerade im frühjahr oder spätsommer, wenn es alle in die buschenschänke treibt.

und nun stehe ich hier und soll meine koffer packen. ich schieb’s noch ein bisschen vor mir her. ich muss zugeben, noch sträube ich mich ein bisschen. aber – wie schon am anfang gesagt – ich freue mich auf die neuen herausforderungen und aufgaben, die mich bei klaus erwarten. und ich freue mich drauf, wieder einmal eine neue stadt näher kennen lernen zu können. und letztendlich komm ich im februar ja auch schon wieder zurück – die diplomarbeit schreibt sich ja (leider) nicht von allein. es ist also (gott sei es gedankt) kein abschied für immer. und mal sehen, vielleicht bleib ich ja auch nach der diplomarbeit noch hier.

3 Comments

  • Max

    Sehr schöne Beschreibung des Studenten-Dorfes =) Viel Erfolg in München – pack ev. die dickere Brieftasche ein 😉 Lg, Max

  • Viel Spaß bei Klaus Eck, bin schon gespannt, wie Deine Online Reputation nachher aussieht!-)))

  • Danke für alles.
    Was war und was noch kommen wird. 😉

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