1. Steirisches JournalistInnen Forum

schneeengel

mit dr. gerfried sperl (der standard), mag. tarek leitner (orf), mag. (fh) helen feichtenhofer (radio max), claudio aichhorn (studentin fh joanneum) und michael brandstätter (teilnehmer medienkundlicher lehrgang an der uni graz) sollte über das thema “traumberuf journalistIn? zwischen erwartung und wirklichkeit” diskutiert werden. die diskussion blieb allerdings so gut wie aus – “gesprächsrunde mit leitner und sperl” trifft die beschreibung der veranstaltung leider eher. was vielleicht auch an der wahl der “diskutanten” lag.

feichtenhofer erzählte ganz kurz von ihren erfahrungen als nachrichtenredakteurin bei radio max, dem “supermarktradio” von billa, merkur u.a.. das thema “supermarktradio” ist sicher spannend, auch gerade in der hinsicht vom zusammenspiel von “journalismus” und pr. doch hätte ein manager oder geschäftsführer des “radiosenders” sicher mehr beizutragen gehabt, als eine nachrichtenredakteurin. sie “beschwerte” sich fast darüber, dass sie nur 1:40 zeit hätte, um nachrichten zu präsentieren und sie verglich ö3 mit radio max. ö3 würde versuchen ihre “greatest hits” zu verkaufen, radio max schweinekoteletts.

von brandstätter kam noch weniger, ganz kurz schnitt er an, dass er den medienkundlichen-lehrgang neben seiner offizierslaufbahn beim bundesheer mache, um ein ausstiegsszenario zur armee zu haben.

claudia aichhorn sah ihre hartnäckigkeit als teil ihrer qualifikation für den zukünftigen beruf. das studium hätte sie unter anderem gewählt, um mediale zusammenhänge grundlegend erkennen zu können.

vor allem medienprofi sperl nutzte die “diskussion” um werbung für qualitätsjournalismus zu machen, wie ihn “sein” standard betreibt. dabei kam vor allem die zeitung “österreich” nicht gut weg. dort würde man “quotenjournalismus” betreiben – die wünsche der verleger erfüllen, anstatt auf medienethik zu achten. als beispiel nannte er die ausschreibung von täternamen oder die veröffentlichung von fotos von opfern. auf der anderen seite befände sich der “qualitätsjournalismus”, wie man ihn bei “presse”, “standard”, dem orf oder auch den “salzburger nachrichten” (auf lokaler ebene) fände. hier würde man “das denken nicht abgeben”, sich ums medienrechtliche kümmern oder auch mal ausländische zeitungen lesen.

leitner erzählte, was ihn zum journalismus “getrieben” hatte: er wollte täglich dem nachgehen, was ihn persönlich interessierte und “hinter die vorhänge gucken können”. er erzählte aber auch von den spannungen, im orf-redaktionsalltag. das problem läge darin, dass es keine vorhersehbaren karrierewege im journalismus gibt. beim orf würden personen aus dem management ins journalistische und umgekehrt wechseln, das mache es schwer und spannend, manchmal auch im negativen sinne.

sperl und vor allem leitner redeten und redeten, von einer diskussion war wenig zu spüren. vielleicht auch, weil die anderen “diskussionspartner” einfach viel zu wenig erfahrung aus dem pressebereich mitbrachten. erst als gegen ende auch das publikum mit eingebunden wurde, entwickelte sich eine kleine diskussion – aber auch hier mehr zwischen sperl und leuten aus dem publikum.

die abschlussfragen richtete moderator mag. dr. heinz fischer (studiengangleiter “journalismus und unternehmenskommunikation an der fh joanneum) ausschließlich an leitner und sperl.

ich hätte mir mehr diskussion und weniger selbstdarstellung gewünscht – vielleicht hätte man auch die “diskutanten”-auswahl besser treffen können.

schneeengel

2 Comments

  • Traurig genug, dass sich die Definition von Qualitätsjournalismus schon darauf beschränkt, die simpelsten Grundlagen von Journalismus (Medienrecht, Beachtung von Persönlichkeitsrechten) zu erfüllen. Das ist – oder sollte sein – Journalismus, ist aber noch lange nicht Qualitätsjournalismus. Die Motivation, die Leitner angibt, ist sowieso nur noch Haar sträubend. Kein Wort von Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft? 4. Gewalt? Wohin sind die Ideale der Aufklärung eigntlich verschwunden?
    Aber genau so verrottet präsentiert sich der österreichische Journalismus auch, inklusive “Qualitätsmedien”.

  • Was diese Veranstaltung von einer Unkonferenz wie dem PolitCamp am Wochenende unterschied: Keiner der Diskutanten hatte offenbar den Wunsch, tatsächlich etwas von einem der anderen zu erfahren.

    @Markus: Gerfried Sperl hat sich ausdrücklich und ausführlich auf die Aufklärung berufen. Er hat die Verkommenheit der aktuellen Medienlandschaft und ihrer Unterstützer gegeißelt (z.B. die Finanzierung von “Österreich” durch Raiffeisen, das Auftreten des unsäglichen Kardinal Schönborn in der Krone) und den Nachwuchs zum aufrechten Gang aufgefordert. Nur hat er das leider aus der Position des arrivierten Journalisten heraus getan, für mein Gefühl ausgesprochen eitel und ohne jede Absicht, mit den Anwesenden – größtenteils Studenten – zu sprechen. Nach dem Ende der Diskussion ist er sofort verschwunden.

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